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Ausstellung gegen Geld

Ausstellung gegen Geld
So sieht der Ausstellungsaal im Romanshorner Kornhaus aus. Dort plant die Galerie Mayer's Kulturbad ihre Ausstellung im September. Wer als Künstler:in dabei sein will, muss eine Teilnahmegebühr bezahlen. | © zVg

Die Romanshorner Galerie „Mayer’s Kulturbad“ veranstaltet im September eine thematische Ausstellung. Kunstschaffende aus der Ostschweiz können sich noch bis 15. April bewerben. Müssen dafür aber auch zahlen. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)

Wenn Angebot und Nachfrage nicht mehr im selben Masse vorhanden sind, entstehen neue Geschäftsmodelle. Zum Beispiel in der Kunst. Künstlerinnen und Künstler suchen seit Jahren immer intensiver nach Ausstellungsmöglichkeiten, die Zahl der privaten Galerien und Kunsthäuser schwindet. Die Nachfrage nach Raum trifft also auf ein sinkendes Angebot. Raum wird zum seltenen Gut und bekommt plötzlich einen Preis. 

So ist das auch bei einem Ausstellungsformat der Romanshorner Galerie „Mayer’s Kulturbad“. Wer hier teilnehmen will, der muss zahlen. Im konkreten Fall 450 Franken pro Aussteller:in. Solche Teilnahmegebühren gibt es in Museen und klassischen Galerien eigentlich nicht. Auf unserer Instagram-Seite gibt es bereits eine intensive Diskussion zum Thema.

Diese Herangehensweise folgt eher einem Trend, den Kunstmessen vorgegeben haben - es ist der Versuch, Kunst zu einem profitablen Geschäftsmodell für Dienstleister umzuwandeln. Die grosse Frage für Künstler:innen lautet: Lohnt es, sich darauf einzulassen? Kurze Antwort dazu: Allgemein ist das  schwer zu sagen. Zumal Galerien in diesem Umfeld unterschiedlich agieren. 

 

Umfrage: Was denkst du zu dem Thema?

Ist es okay, wenn Künstler:innen für Teilnahme an Ausstellungen bezahlen müssen? Oder ist das Abzocke auf dem Rücken der Kulturschaffenden? Dazu interessiert mich deine Meinung! Abstimmen kannst du hier.

Zumindest eine Jury gibt es noch

Im konkreten Fall von „Mayer’s Kulturbad“ zahlen Teilnehmer:innen zwar eine Gebühr, aber laut Medienmitteilung der Galerie, wählt „eine fachkundige Jury aus den Bewerbungen 15 Kunstschaffende und deren Werke aus“. Es gibt auch andere Fälle, in denen jede:r Künstler:in angenommen wird, der die Gebühr bezahlt, unabhängig von der künstlerischen Qualität. Zumindest einen kuratorischen Auswahlprozess gibt es in Romanshorn noch. Kuratiert wird die gesamte Ausstellung zudem von der Galerie.

Neben den Kosten für die Teilnahme müssen die ausgewählten Künstler:innen aber auch eine Provision an den Veranstalter abgeben, wenn Werke in der Ausstellung verkauft werden. „Bei erfolgreichem Verkauf eines Kunstwerks geht eine Provision von 30 Prozent des Verkaufspreises an den Veranstalter. Die Kosten für den Hin- und Rücktransport der Werke tragen die Kunstschaffenden selbst“, schreibt die Galerie in ihrer Mitteilung.

Solche Provisionen sind normal in der Branche, das ist im Grund das Geschäftsmodell von Galerien: Sie investieren in ihre Künstler, übernehmen Kosten für die Ausstellung und verdienen meist durch Verkaufsprovisionen. Was Galerien an Provision verlangen, kann sich sehr stark unterscheiden. Sie reichen von 50 Prozent (kommerzielle und renommierte Galerien) bis hin zu 20 oder 30 Proztent bei
kleineren Galerien, Online-Plattformen oder Pop-up-Galerien.

Video: So sah die Ausstellung 2024 aus

Unterschiedliche Geschäftsmodelle von Galerien

Wenn man so will, versucht die Romanshorner Galerie einen Weg zwischen klassischer Galerie und so genannter „Vanity-Galerie“. Vanity-Galerien sind kommerzielle Galerien, die Künstler:innen gegen eine Gebühr Ausstellungsmöglichkeiten bieten, anstatt nach dem traditionellen Modell zu arbeiten, bei dem die Galerie den Künstler vertritt und durch Kunstverkäufe Einnahmen erzielt.

Das Prinzip des Self-Publishing aus dem Verlagswesen, findet hier seine Fortsetzung im Kunstbetrieb. Man könnte auch sagen: Vanity-Galerien sind die Anzeigenblätter des Kunstmarktes. Gezeigt wird das, was bezahlt ist. „Mayer’s Kulturbad“ versucht über beide Wege (also Teilnahmegebühr und Provision) Geld zu verdienen, setzt die Gebühren in beiden Fällen aber vergleichsweise moderat an.

All das muss man wissen, wenn man sich als Künstler:in auf eine solche Ausstellung einlässt. Wer sich nun dennoch in Romanshorn bewerben möchte, der kann das noch bis zum 15. April tun. Das Thema lautet «Wa söll da?» - Kunst zum Nachdenken und Schmunzeln».

Ostschweizer Künstlerinnen und Künstler aller Sparten der zeitgenössischen bildenden Kunst können sich laut Galerie auf diese Ausschreibung mit einer spezifischen Arbeit zum Thema zu bewerben. Die Ausstellung findet vom 19. September bis 1. Oktober 2025 im Kornhaus Romanshorn statt. Den Teilnehmenden stehen laut Veranstalter vier Laufmeter zur Verfügung beziehungsweise ein vergleichbarer Platz für Skulpturen. Die Auswahl findet demnach bis spätestens 31. Mai 2025 statt. 

 

Was man für die Bewerbung angeben muss

Bewerbungen können direkt an die Galerie gesandt werden. Die Adresse: Mayer’s Kulturbad, Galerie. Kastaudenstrasse 11. 8590 Romanshorn; Telefon: 079 933 0256. E-Mail: info@mayers-kulturbad.ch. Mehr im Internet: www.mayers-kulturbad.ch 

Für die Bewerbung wünscht sich die Galerie folgende Angaben: 

Vor- und Nachname 
Nationalität 
Wohnort/Wohnkanton 
Curriculum vitae (Kurzform, max. eine A4-Seite) 
Geburtsdatum 
Webadresse 
E-Mail-Adresse 
Telefonnummer 

Werkvorschlag für 4 Laufmeter inklusive Foto, Verkaufspreis, Dimensionen und Titel pro Kunstwerk 

 

Die Galerie „Mayer’s Kulturbad“ gibt es schon länger. Inhaberin Gerda Leipold, studierte Museologin, hat 2013 mit Albert Mayer begonnen, Kunstausstellungen in einem alten privaten Hallenbad zu veranstalten. Inzwischen hat sich laut Selbstbeschreibung ein inhaltlicher Schwerpunkt auf regionale, zeitgenössische Kunst herausgebildet. „Präsent waren arrivierte Kunstschaffende und Newcomer/-innen“, schreibt die Galerie auf ihrer Website.

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