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21.04.2015

Lustwandel aller Sinne

Lustwandel aller Sinne
Der Schweizer Schlagzeuger Pascal Viglino bespielt die Kartause. | © zVg

Die Ittinger Pfingstkonzerte 2015 warten vom 22. bis 25. Mai neben „konventionellen“ Kammermusik- und Orchesterkonzerten auch mit experimentelleren Konzertformen und elektronischer Musik auf.

Die Kartause Ittingen selbst steht mit ihrer wechselvollen Geschichte zwischen geistlicher und weltlicher Bewirtschaftung im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals, wie die diesjährige künstlerische Leiterin Graziella Contratto bei der Vorstellung des Programmkonzepts vor den Medien sagte.

Es wird Einblicke in die Historie der Klosteranlage geben, die von der jeweiligen Musik aus sieben Jahrhunderten begleitet und kommentiert wird, und neben den bekannten Konzertsälen Remise und Klosterkirche werden neue und unerwartete Orte zur Bühne. Für neue Musik steht dieses Jahr vor allem elektronische Musik und Experimentelles.

Lustwandeln durch Raum und Zeit

„Die Kartause Ittingen wird zur Bühne: Lustwandeln Sie zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern des Festivals durch Raum und Zeit. Entlang der prachtvollen Gärten, der Kreuzgänge und der kargen Mönchszellen erleben Sie die Geschichte der ehemaligen Klosteranlage. Mit Klängen aus unerwarteten Nischen sowie Speis und Trank aus der Ittinger Selbstversorgung.“ Graziella Contratto


Das Eröffnungskonzert stellt drei dieser Aspekte nebeneinander: Das deutsche Calmus Ensemble sorgt mit Liedern von Schumann und Brahms für den klassischen Anteil, während der Schlagzeuger Pascal Viglino mit Werken für Theremin von Carinola sowie Schlagzeug und Küchenutensilien von Leo Dick den experimentierfreudigeren Part übernimmt. Schauspieler Oliver Stein liest dazu aus den Aufzeichnungen des Gutsbesitzers Victor Fehr, der die Kartause Ittingen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb umfunktioniert hatte.

Klassischer Part des Eröffnungskonzertes: Das Calmus Ensemble.

In Form von Lustwandelkonzerten wird am Samstagvormittag die ganze Kartause Ittingen zur Bühne. Der Schweizer Schlagzeuger Pascal Viglino führt in einem musikalisch-performativen Spaziergang durch die Kartause, auf dem nicht nur Musik, Tanz und Installationen, sondern auch Produkte aus der Ittinger Selbstversorgung genossen werden können.

Les Passions de l’Ame.


Im zweiten Konzert ist eines der besten Barockensembles der Schweiz – Les Passions de l’Ame unter Meret Lüthi – zu Gast, das mit der Sopranistin Robin Johannsen Werke von Geminiani und Händel spielen wird.

Uraufführung: „Wernherchens Mondfahrt“

Das dritten Konzert ist die Uraufführung eines Auftragswerks: „Wernherchens Mondfahrt“ heisst die intermediale Collage des Komponisten und Medienkünstlers Leo Hofmann (Bild), ist der Mondsucht gewidmet und mit Violine/Viola, Akkordeon und Kopfhörer instrumentiert. „Für Schlafwandler, Anhänger von Verschwörungstheorien und Klangsucher“, wie es dazu im Programm heisst. (rom)


Der Literaturwissenschaftler und Autor Peter von Matt wird sich vor dem vierten Konzert im Gespräch mit Graziella Contratto mit dem Thema Verführung in Musik und Literatur auseinandersetzen. Musikalisch wird eine Version der Straussschen „Josephs Legende“ für Klavier und Sprecher gegeben, im zweiten Teil bringt die Tänzerin Liz Waterhouse ihre Choreographie zu Chopins Préludes zur Aufführung.

Das fünfte Konzert - klassische Kammermusik - stellt mit Werken von Brahms, Janácek und Strawinsky musikalische Beziehungen und aussermusikalische Inspirationen in den Vordergrund. Es spielt das Signum Quartett mit dem Klarinettisten des Zürcher Opernhauses, Robert Pickup.

In der Klosterkirche werden im sechsten Konzert mittelalterliche Vokalmusik und Live-Elektronik gegenüber gestellt. Das Vokalensemble Les Riches Heures kreist um die Legende der heiligen Ursula , und zwei junge Musik- und Medienkünstler der Hochschule der Künste Bern setzen sich mit dieser Musik auseinander und komponieren sie für Lautsprecher neu.

Klassische Kammermusik: Das Signum Quartett.

Contratto dirgiert

Im Schlusskonzert dirigiert Graziella Contratto und leitet das Ensemble der Ittinger Pfingstkonzerte mit hochkarätigen Musikern, die teils bereits in anderen Konzerten zu erleben waren, in Kammerensemble-Versionen von Mahlers Sinfonie Nr. 4 und Bergs Sieben frühen Liedern. Eine junge, talentierte Sängerin hat sie für die Interpretation dieser Werke eingeladen: Angélique Boudeville hat letztes Jahr beim 50e Concours international de chant de Toulouse den dritten Preis gewonnen.

Oliver Schnyder künstlerischer Leiter 2016

In diesem Konzert wird denn auch die Stabübergabe für 2016 stattfinden: Den Klavierpart von Mahlers 4. Sinfonie spielt Oliver Schnyder, der die künstlerische Leitung der Ittinger Pfingstkonzerte im kommenden Jahr inne haben wird. (rom/pd)


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Mehr zum Thema:

Der neue Geist der Pfingstkonzerte - Landbote vom 22.04.2014
Pfingstkonzerte und ein Abschied - thurgaukultur.ch vom 9.06.2014
Macht so viel Kunst auch Spass? - thurgaukultur.ch vom 19.05.2013
Aus der Dreizahl wurde Vielfalt - thurgaukultur.ch vom 28.05.2012


***

Ausführliches Programm, Tickets und Vorverkauf:

www.kartause.ch

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