Vom selben Stern. Was heisst hier Aussenseiterkunst?

Was bedeutet "Aussenseiterkunst"? Inwiefern befindet sie sich ausserhalb unseres klassischen Kunstsystems mit seinen festen Umlaufbahnen und Fixsternen – oder gehört sie heute selbstverständlich zu unserer Galaxie? Ein Erkundungsflug zu den Rändern des Kunstuniversums.

Die Ausstellung verbindet arrivierte Kunstschaffende wie Ferdinand Hodler, Helen Dahm und Roman Signer mit Art Brut oder sogenannter "Aussenseiterkunst". In diesem Spannungsfeld stellt sich die Frage, inwiefern sich Bildfindungen unterscheiden und nicht auch das "Label" den Blick und die Einordnung beeinflusst.

Das Kunstmuseum Thurgau sammelt seit den 1970er Jahren Kunst von Menschen am Rande der Gesellschaft und ausserhalb des Kunstsystems und stellt dabei immer wieder neu die Frage nach den Sehgewohnheiten, Erwartungen und Zuschreibungen des Publikums. Die reichhaltige Sammlung ermöglicht historische wie zeitgenössische Einblicke in die Thematik. Zugleich sind in die atmosphärisch dichte Inszenierung dieser Ausstellung Aussagen von Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Outsider Art eingewoben. Sie erweitern auf leichtfüssige Art den Horizont der Betrachtung.

"Evergreens" wie Adolf Dietrich und Hans Krüsi werden mit zeitgenössischen Positionen wie Ghislaine Ayer oder Boscovic-Scarth, sowie einem Gastbeitrag von Nik Garbini, in Beziehung gesetzt. Nik Garbini ist seit über 10 Jahren im Living Museum Kreuzlingen tätig – einem offenen Atelier, das zugleich ein Ort des Austauschs ist, an dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung künstlerisch tätig sind und somit ein lebendiges Beispiel für heutiges Arbeiten auf diesem Gebiet.

Die Ausstellung legt den thematischen Fokus auf das Motiv des Nachthimmels – denn der Blick in die Sterne verbindet nicht nur alle Menschen, sondern auch alle Menschheitsgenerationen.

Mit Werken aus der Sammlung von Ghislaine Ayer, Laila Bachtiar, Frieda Blaser, Ulrich Bleiker, Boskovic-Scarth, Anny Boxler, François Burland, Ignacio Carles-Tolrà, Helen Dahm, Adolf Dietrich, Willi Hartung, Ferdinand Hodler, Sarah Hugentobler, Franz Kamlander, Hans Krüsi, Moshe Maurer, Margrit Schlumpf-Portmann, Elisabeth Schroer, Roman Signer und Helmut Wenczel.

Gastbeitrag: Niklaus Garbini (Living Museum Kreuzlingen)