Seite vorlesen

von Patrizia Barbera, 22.10.2015

Zurück ins Mittelalter

Zurück ins Mittelalter
Nicht nur was für Geschichts-Junkies: Süffisant und locker erzählt der 2. Band der Reihe «Der Thurgau im späten Mittelalter» vom Alltagsleben der Menschen. | © Patrizia Barbera

Im zweiten Teil der Buchreihe zur Rolle des Thurgaus während der Konzilszeit geht es "Vom Bodensee nach Bischoffszell" und mitten ins Alltagsleben der Menschen im 15. Jahrhundert. Ein Blick ins Buch.

Patrizia Barbera

Während auf der ganzen Welt am Mittwoch der "Back to the Future-Day" in Erinnerung an die Kultfilmreihe "Zurück in die Zukunft" gefeiert wurde, fanden zeitgleich in Bischofszell Feierlichkeiten mit dem Motto "Zurück ins Mittelalter" statt. Ebenfalls zur einer Kultserie, nur nicht im Film-, sondern im Buchbereich.

Bereits der erste Teil der Publikationsreihe "Der Thurgau im späten Mittelalter" war populär: "Rom am Bodensee", so der Titel des 2014 erschienenen Buches, stellt vor allem die Herrschaftsverhältnisse im Thurgau der Jahre 1400–1430 vor.

Auf die Erscheinung des zweiten Bandes wurde seither hingefiebert- und gearbeitet. 14 Autorinnen und Autoren schrieben Gastbeiträge rund um das Alltagsleben im Kanton zur Konzilszeit. Gestern Abend war es nach langer Planungs- und Produktionsphase nun soweit und der "druckfrische" Band 2 mit dem Titel "Vom Bodensee nach Bischofszell" wurde der Öffentlichkeit präsentiert.

"Eine lebendige Geschichtsbeschreibung und aktive Geschichtsvermittlung ist der Thurgauer Regierung wichtig", so Regierungsrätin Monika Knill (links) bei ihrer Ansprache an der Vernissage. Hans-Peter Thür vom Verlag NZZ Libro übergibt Regierungsrätin Monika Knill das druckfrische Buch (Bild : Daniel Steiner).

 

Live dabei im Alltagsgefühl

Der zweite Band lässt den Leser etwa teilhaben am Leben des Weinbauern Conlin Riser und des Textilhändlers Andreas Schallt - an den Problemen und Sorgen, welche die beiden vor 500 Jahren plagten. Und es nimmt mit in den Alltag und das Zusammenleben von Grundbesitzern und Bauern und liefert eine Einführung in die Rechte und Pflichten Adeliger, Klöster und ihrer Lehensbauern und beschreibt, wie Probleme damals gelöst wurden.

Das "Ensemble sirventes ioglar" performte am Abend Lieder, die auch zur Zeit des Konzils populär waren. (Bild: Patrizia Barbera)

 

Das Buch zeigt ausserdem die enge wirtschaftliche Verknüpfung des Thurgaus mit der Stadt Konstanz auf. Nicht umsonst steht in Konstanz heute noch ein Haus mit dem Namen "zum Thurgau". Es war im 15. Jahrhundert der Sitz der mächtigen Zunft der Kaufleute.

Mitten im "Kosmos Bischofszell"

Der Ort der Vernissage des zweiten Bandes wurde nicht zufällig gewählt. Bischofszell spielt im zweiten Band eine wichtige, beispielhafte Rolle und ist für eine Darstellung des spätmittelalterlichen Thurgauer Alltags besonders attraktiv. Auch, weil mit dem Bischofszeller Wandbehang aus dem frühen 16. Jahrhundert, der mittlerweile im historischen Museum Basel zu sehen ist, eine Bildquelle ersten Ranges erhalten werden konnte.

Die damalige Thurgauer Stadt mit rund 100 Häusern war so etwas wie ein kleiner Kosmos». Wie im Buch beschrieben wird, verfügte die Stadt über ein beeindruckendes Gemeinwesen und erlebte im 15. Jahrhundert eine markante städtebauliche Entwicklung.

DIe Autorinnen und Autoren des zweiten Bandes wurden am Abend geehrt.

 

Abgeschlossen wird die Reihe voraussichtlich 2018 mit dem Doppelband "Vom Thurgaukrieg bis zum Ittinger Sturm".

 

 

Was steckt dahinter?

 

Die Buchreihe wurde anlässlich des 600-Jahre-Konziljubiläums von Konstanz lanciert.

 

Das Ziel der Reihe ist die Aufarbeitung der Folgen des Konstanzer Konzils, das von 1414 bis 1418 stattfand, für den heutigen Thurgau. Der Thurgau war in dieser Zeit nicht nur Durchgangs- sondern auch Gastland für Tausende von Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

 

Die Bände sind thematisch gegliedert und beleuchten politische und religiöse Entwicklungen sowie die Alltagsgeschichte im Bodenseeraum.

 

***

Mehr zum Thema:

 

Zankapfel Thurgau- thurgaukultur.ch vom 03.09.2015

Fortsetzungsroman: Das Geheimnis der Äbtissin (4) - thurgaukultur.ch vom 20.10.2015

Konzilfeier: Das zweite Jahr - thurgaukultur.ch vom 24.03.2015

Kommentare werden geladen...

Kommt vor in diesen Ressorts

  • Wissen

Kommt vor in diesen Interessen

  • Kritik
  • Geschichte

Ist Teil dieser Dossiers

Werbung

Fünf Dinge, die den Kulturjournalismus besser machen!

Unser Plädoyer für einen neuen Kulturjournalismus.

Unsere neue Serie: «Wie wir arbeiten»

Unsere Autor:innen erklären nach welchen Grundsätzen und Kriterien sie arbeiten!

Wir suchen Verstärkung!

Wir suchen eine/n SocialMedia-Redaktor:in in einem Pensum von cirka 20 Prozent. Weitere Informationen hier...

21. Adolf-Dietrich-Preis 2025

Bewerbungsschluss: 28. Februar 2025

"Movie Day": jetzt für 2025 bewerben!

Filme für das 12. Jugendfilm Festival können ab sofort angemeldet werden. Einsendeschluss der Kurzfilme für beide Kategorien ist der 31.01.2025

Ähnliche Beiträge

Wissen

Stolze 900 Jahre: Das ist die älteste Urkunde des Staatsarchivs

Vor wenigen Tagen wurde die älteste Urkunde im Staatsarchiv des Kantons Thurgau 900 Jahre alt. Zum Jubiläum wird das eindrückliche Stück nun einen Monat lang im Staatsarchiv öffentlich gezeigt. mehr

Wissen

Wie hat Arbeitsmigration die Schweiz geprägt?

Das Museum Schaffen bietet noch bis Ende Januar Antworten, exemplarisch am Beispiel der Stadt Winterthur. mehr

Wissen

Adrian Oettli wird neuer Staatsarchivar

Adrian Oettli übernimmt per 1. Juni 2025 die Leitung des Staatsarchivs des Kantons Thurgau. Er folgt auf André Salathé, der seit 1995 als Staatsarchivar amtet und nun pensioniert wird. mehr