Jailhouse-Rock statt Kommerz
Am Samstag findet in der Komturei Tobel das fünfte "Rock im Knast" statt. Der Konzertabend im alten Gefängnis bietet mit regionalen Bands eine nichtkommerzielle Alternative zum Openair Frauenfeld.
Freiräume können an den seltsamsten Orten entstehen. Alte Kinos geben Kreativität Raum, leere Wände genauso, wie auch Ateliers, in denen Regale voller Farbdosen, Pinsel und Handwerkszeug die Wände tapezieren. Ab und an bieten auch Festivals, sogar die grossen Namen, einen Raum für Alternativen. Gitterstäbe und rostige Metallpritschen hingegen - Freiheit ade, ne?
Alte Schule im alten Knast
Von wegen. Während in Frauenfeld das meistbesuchte Hip-Hop-Festival Europas steigt, veranstalten vier junge Herren im alten Gefängnis in Tobel ein kleines Rockfestival. Drei Bands, alle verwurzelt im Thurgau oder eng mit der Region verbunden, spielen gegen die Urban-Stars aus Übersee an. Wobei: Ganz vom urbanen abgewendet hat man sich hier nicht. Nach den drei Bands legt Kool Kut Luke doch noch etwas Hip-Hop und Funk auf. Oldschool, versteht sich. Alte Schule im alten Knast - das passt doch.
Die Komturei Tobel
Die frühere Johanniter-Komturei Tobel wird von der Stiftung Komturei Tobel als Begegnungs- und Kulturraum unterhalten. Bis 1973 wurde das Gebäude vom Kanton als Arbeits- und Zuchthaus betrieben. Vor der Stiftungsgründung 2006 scheiterte der Kanton am Versuch, in Tobel ein Museum für Bauern- und Dorfkultur zu errichten. Die Geschichte der ehemaligen Johanniter-Komturei lässt sich in «Im Tobel der Busse» des historischen Vereins des Kanton Thurgaus nachlesen.
Gegenpol im geschichtsträchtigen Gewand
«Wir wollen mit dem 'Rock im Knast' einen Gegenpol zum Openair Frauenfeld setzen», sagt Michael Wüthrich, einer der vier Festival-Organisatoren und Bewohner der Komturei. «Uns liegt es am Herzen, ein nicht-kommerzielles Konzert auf die Beine zu stellen - einerseits mit Künstlern aus der Region, andererseits für die Region selbst.» Geladen sind dieses Jahr die Rock'n'Roll-Band The Dorks, die Psychedelic-Rocker von den Urbanen Praxen und The Flamerians.
Das Organisationsteam der Komturei (von lins): Freddy Fässler, Michael Wüthrich, Maurus Felber, Philipp Lerch. (Bild: Komturei Tobel)
Vor und nach den Konzerten können die Gäste durch die ehemalige Johanniter-Komturei wandeln. «Die Stiftung öffnet während des Rock im Knast das Gebäude für die Besucher», sagt Wüthrich. Neben den alten Gefängniszellen und der kleinen Kapelle bietet auch das weitläufige Gelände Platz für Zerstreuung.
Für Konsumkritik oder Sinnieren zwischen lauter Musik sicherlich eine passendere Umgebung als künstliche Favelas. Wobei: Dieses Jahr verzichten die Organisatoren des Openairs Frauenfeld auf die Selbstbau-Hütten - wegen zu hohem logistischen Aufwand.
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Mehr Jailhouse-Rock?
thurgaukultur.ch besucht dieses Wochenende 'Rock im Knast'. Den Bericht aus Tobel gibt's Sonntagabend hier zu lesen. Stay tuned!
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Mehr zur Komturei Tobel:
Strafen – sühnen – bessern - thurgaukultur.ch vom 16.11.2014
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Das Programm:
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