von Andrin Uetz, 13.06.2022
«Jazz, Folklore und Klassik geben sich die Hand»
Der Saxophonist Niculin Janett hat mit seinem Ensemble ein neues Album aufgenommen. Grund genug mit ihm über seine Faszination fürs Streichquartett und die Spielfreude beim Konzert zu reden. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Das Album „Rêveries Dansantes” wurde am 13. Mai beim Schaffhauser Jazzfestival getauft. Wie waren die Reaktionen? Bist Du zufrieden mit dem Konzert?
Niculin Janett: Es war sehr schön. Unser Konzert fand im Zunftsaal des Sorell Hotel Rüden statt. Das war der perfekte Ort für die akustische Besetzung mit Streichquartett, Saxophon und Bass. Zudem ist das Festival an sich toll, es ist eine gute Stimmung und es gibt einen regen Austausch mit anderen Musiker:innen.
Kannst Du uns etwas zum Niculin Janett Ensemble erzählen? Wie kommt es zu dieser Mischung aus Folklore, Klassik und Jazz?
Die Idee für Streicher zu komponieren kam mir bereits 2015 bei einem Atelieraufenthalt in New York. Ich fand es interessant, etwas für eine Streichformation zu komponieren, wobei die Streicher mehr sein sollen als nur Begleitung. Um mich etwas an die Materie heranzutasten schrieb ich zuerst ein paar Streich-Arrangements für mein anderes Projekt «The Sad Pumpkins», mit dem wir damals leicht ironisch Weihnachtslieder aufnahmen. Meine Schwester – die Cellistin Cristina Janett – half mir dabei, ein Streichquartett zusammen zu stellen dafür. Somit war bereits Grundstein gelegt für das heutige Ensemble. 2019 begann ich dann ernsthafter zu komponieren und im Oktober 2021 konnten wir das Album aufnehmen.
Video: The Sad Pumpkins mit White Christmas
Zwischen Klassik und Jazz wird oft noch klar unterschieden, zum Beispiel gibt es getrennte Fakultäten an Hochschulen dafür. Was waren die Herausforderungen bei diesem Projekt?
In unserem Fall bringen die Musiker:innen neben der klassischen Ausbildung auch Erfahrung mit Volksmusik mit, wodurch ein gutes Grundverständnis für Groove und Time vorhanden ist. Das hilft enorm. Für mich selbst war es herausfordernd, dass im Gegensatz zu Jazz-Formationen viel mehr der Musik notiert ist. Dadurch muss eine andere Form der Expression und Intensität gefunden werden, wie sie sich bei einer Improvisation entwickelt. Eine weitere Herausforderung ist es, einen guten Ensemble-Klang auszuarbeiten. Der Bassist und ich sind Jazz-Musiker und improvisieren mehr, und das Ensemble ist komponiert, da muss man eine gute Balance finden.
Gibt es Vorbilder für dieses Projekt?
Ich habe viel Dvořák-Streichquartette gehört, was mich sehr inspirierte. Und dann ist es quasi passiert, dass eins meiner grössten Vorbilder – der Saxophonist Miguel Zenón – 2018 eine Suite für das Spektral-Quartett komponiert hat. Diese wurde dann für mich zu einer guten Referenz, allerdings ist bei ihm kein Kontrabass dabei. Im Nachhinein merke ich auch, dass ich viel Einfluss aus der Volksmusik habe, mit der ich aufgewachsen bin. Es gibt beispielsweise eine Verbindung zwischen der Schweizer und der Brasilianischen Volksmusik, welche in dieser Suite in der Form der Choriñhos präsent ist.
Reinhören: So klingt das Niculin Janett Ensemble
Warum sollte man ein Konzert des Niculin Janett Ensembles besuchen?
Wir bieten eine feinfühlige, ereignisreiche Musik, welche eine Lebendigkeit hat und nicht stagniert. Die drei Elemente Jazz, Folklore und Klassik geben sich die Hand, und so gibt es verschiedenste Anknüpfungspunkte für Gäste mit unterschiedlichen Hörpräferenzen. Das Programm ist voller Überraschungen und ich freue mich sehr auf alle Konzerte.
Reinhören: Das Niculin Janett Ensemble mit dem «Interlude» aus «Rêveries Dansantes».
Das Ensemble
Das Niculin Janett Ensemble besteht aus Niculin Janett (Saxophon, Komposition), Andreas Gabriel (Violine), Flurina Sarott (Violine), Dominique Polich (Viola), Cristina Janett (Cello) und Lukas Traxel (Kontrabass). Das Album «Rêveries Dansantes» erschien am 13. Mai beim Label ANUK und kann auf www.niculinjanett.ch erworben werden.
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