von Ekkehard Faude, 30.03.2014
Pneuwechsel

Der Lengwiler Libelle Verleger Ekkehard Faude führt auf Facebook eine Art Tagebuch. Am 26. März berichtete er von einem Besuch auf dem Kreuzlinger Friedhof beim Kirchlein Bernrain, den er dem Frühlings-Pneuwechsel verdankte:
der tag? (jenseits der buchstaben)
während dem auto die sommerräder verpasst wurden: eine gute halbe stunde spaziergang, entlang der streng befahrenen strasse aufwärts zum wald, dann auf den kleinen friedhof, der in Hermann Kinders „Krähengeschrei“ vorkommt.
es liegt, sah das zufällig, dort auch der mann, der einst Adenauers berater* beim ankauf von kunstwerken mutmasslich echter alter meister war.
auf einem der eingereihten steine wird ein verstorbener mit seinem letzten lebensstatus als „Alt-Zimmermann“ erinnert, es gibt auch das grabmal des försters: aus dem stein sind tannendickicht und reh und kitz und ein kreuz im abendsonnenschein modelliert.
fand schliesslich das grab des historikers Gero Merhart von Bernegg, dessen ungewöhnlicher lebenslauf mir neulich aufgefallen war. ein professor, aufrecht im nazigetümmel. gelbe flecken von flechten auf dem grauen granit und ein nachruf, der unter seinen lebensdaten festhält: „Er hat die harten und die schönen Schicksale seines Lebens bestanden und ruhe in Frieden.“
Bild: Brigitta Hochuli
an der strasse abwärts vom friedhof, vorbei an einem landwirtschaftlichen betrieb, zwischen zwei stallgebäuden stand gedrängt eine rinderherde, drei-vier dutzend kühe, hornlos, auf betonboden, es war kein laut zu hören, eine stille als ob sie unter narkose stünden, aber im freien und dann wohl nach dem wortlaut von biofreilandhaltungs-bestimmungen.
entkam schliesslich noch einem radfahrer mit kinderanhänger, darin ein struppiger hund.
Ekkehard Faude
***
P.S. Mehr zu Adenauers Kunstsammlung lesen Sie in einem Spiegel-Artikel von 1970 hier. (ho)
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