von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 03.03.2017
Nix bleibt in Konstanz
Lange hat er überlegt, jetzt bleibt Christoph Nix doch am Theater Konstanz. Seine Bewerbung als Kulturdezernent in Trier hat er zurück gezogen. Bis 2020 bleibt er nun am Bodensee
Die endgültige Entscheidung sei erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gefallen, erklärt der Konstanzer Theaterchef Christoph Nix in einem kurzfristig anberaumtem Pressegespräch am Freitagnachmittag. Seine Frau habe ihn letztlich überzeugt, doch in Konstanz zu bleiben. An jenem Ort, an dem Nix seit Oktober 2006 die Theaterfäden in der Hand hält. Das Theater Konstanz wird auch vom Thurgau finanziell unterstützt.
In den vergangenen Wochen wurde viel spekuliert über seine Bewerbung in Trier. Hier hätte er die Chance gehabt Kulturdezernent zu werden "Die Perspektive Trier ist verführerisch", erklärte Nix. Warum er sich dennoch dagegen entschieden habe? "Ich habe in den Vorbereitungen zu den Fraktionsgesprächen in Trier am 2. März einen konkreten Ablaufplan erhalten. Eine verlässliche Auskunft aus der Verwaltung, wie sich im Ei nzelnen der Status des Kulturdezernenten in der konkreten Ausstattung des Dezernats darstellt, war nicht möglich, da der Sachbearbeiter im Urlaub ist. Auch ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister, als wichtigster Bezugsperson, sowie mit dem Kämmerer war nicht möglich. Damit blieb auf meiner Seite zu viel Unsicherheit für eine professionelle Entscheidung", erklärt Nix. Trier brauche ausserdem jetzt einen Kulturdezernenten, "der Wunden heilt (...) und keinen Kandidaten, der in einer knappen Kampfabstimmung gewinnt", so Nix weiter.
Trotz politischen Knatschs hat er sich für Konstanz entschieden
Er wolle sich aber jetzt entscheiden, um der Trierer Politik genügend Raum zu lassen nach seinem Rückzug. Nun also weiter Konstanz. Was er hier erwartet? "In Konstanz wird vieles unklar bleiben: das künftige Budget des Hauses, der Umgang des Kulturbürgermeisters mit dem Theater und mir als Person. Die Zuneigung in der Bevölkerung und in der Belegschaft ist aber so gross, sodass ich - zumindest jetzt - nicht gehen könnte", meint der Theaterchef. In vielen Briefen und Mails an ihn selbst und auch an den Oberbürgermeister der Stadt, Uli Burchardt, sei er dazu aufgefordert worden, seine Theaterarbeit am Bodensee fortzuführen. Diesem Wunsch wolle er sich nicht verweigern.
In Trier selbst war zuletzt darüber gemutmasst worden, wie gross die Chancen von Christoph Nix wirklich sind. In der Tageszeitung "Trierischer Volksfreund" hiess es, hinter den Kulissen sei der Posten bereits an seinen Kontrahenten Thomas Schmitt vergeben worden. Es gäbe eine politische Mehrheit für Schmitt, den kulturpolitischen Sprecher der saarländischen CDU-Landtagsfraktion. Scheute der Konstanzer Theatermann also eine Niederlage? Christoph Nix verneint und erklärt dazu: "Die Mehrheitsfraktion der CDU in Trier hat derzeit zwei Kandidaten aufzuweisen. Mitglieder der Grünen Fraktion haben mir angedeutet, auch anders votieren zu wollen." Er hätte sich also Chancen ausgerechnet. Der 62-Jährige weist auch daraufhin, dass nicht er sich beworben habe, sondern er von "Vertretern unterschiedlicher politischer Strömungen" gebeten worden sei, eine Bewerbung als Kulturdezernent abzugeben.
Jetzt bleibt Nix mindestens bis 2020 am Bodensee
Laura Ellersdorfer, dramaturgische Leiterin des Theater Konstanz, ist jedenfalls erleichtert über die Entscheidung ihres Chefs: "Das ganze Haus freut sich, dass Herr Nix bei uns bleibt und wir auch in Zukunft mit ihm arbeiten können." Christoph Nix' Vertrag in Konstanz läuft noch bis 2020. Dann wäre der Theatermann 66 Jahre alt. Offen ist derzeit noch, wie die Zusammenarbeit mit dem Konstanzer Kulturbürgermeister weiter gehen soll. Zuletzt galt ihr Verhältnis als zerrüttet.
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