von Rolf Müller, 10.12.2014
Ostschweizer Wurst
2014 gewann die Dragqueen Wurst, 2015 will der Thurgauer Musiker Andy McSean alias Andy Stadelmann für die Schweiz beim Eurovision Song Contest punkten. Das SRF-Publikum entscheidet Ende Januar 2015.
Rolf Müller
Nur den Vollbart hat Andy Stadelmann mit der österreichischen Diva gemein, die 2014 beim 59. Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen den ersten Platz holte. Und die Leidenschaft für öffentliche Auftritte. Schon mit 20 Jahren, als Praktikant beim damaligen Radiosender Top Thurgau, fiel er auf wie ein bunter Hund: Gross, wasserstoffblonde Haare, Piercings, Tattoos. Der Sender verzog sich später nach Winterthur, Stadelmann als Moderator zu Radio Aktuell selig nach St. Gallen.
Wendepunkt „The Voice of Switzerland“
Heute, 14 Jahre später, hat der in Erlen Aufgewachsene wieder original braune Haare, ist hauptberuflich Audioproduzent, Vater von zwei Buben und lebt in St. Gallen. Bis 2011 spielte er in Bands als Gitarrist und Sänger, seit 2010 forciert er seine Solokarriere als Singer/Songwriter. Als Wendepunkt erlebte er 2011 die Teilnahme bei „The Voice of Switzerland“. Zwar gewann er nicht die Show, aber die Erkenntnis, dass er seinen Traum vom Musikerleben noch nicht aufgeben wollte.
Das offizielle Video "Hey Now" von Andy McSean:
Der Multiinstrumentalist investierte in technisches Equipment und tönt auch solo mittels live eingespielten Loops zuweilen wie ein ganzes Orchester. Wann immer sich Auftrittsmöglichkeiten bieten, nutzt er sie. Oft war er als Strassenmusiker unterwegs. So auch im Winter 2012 in Winterthur.
With a little help von Roger De Win
Ein Thurgauer Kollege – Roger Kuster alias Singer/Songwriter Roger De Win - hörte ihn da, war begeistert und machte ihn mit seiner österreichischen Plattenfirma bekannt. „Hellywood Music“ nahm Stadelmann praktisch vom Fleck weg unter Vertrag. Im Januar 2014 erschien sein Debütalbum „Passenger“ unter dem Künstlernamen Andy McSean auf dem Label. „Eine echte Weihnachtsgeschichte“, staunt Stadelmann noch heute.
Als Teaser der Bewerbung kokettierte Stadelmann mit Conchita Wurst.
Nun setzt er mit dem eigens für den Eurovision Song Contest 2015 komponierten Song „Hey Now“ zum Sprung auf die ganz grosse Bühne an. Vor dem Flug nach Wien muss er allerdings am 31. Januar 2015 in einer SRF-Liveshow in Kreuzlingen gegen weitere fünf Finalisten gewinnen, die vom Schweizer Fernsehen zusammen mit RTS, RSI und RTR gecastet wurden. Er wird zusammen mit einer insgesamt sechsköpfigen Band auftreten, der auch zwei Background-Sängerinnen angehören.
Vollgas für die Schweizer Ehre
Von „Hey Now“ ist er überzeugt: „Das Stück ist ein gut gelungener Spagat zwischen eingängiger Massentauglichkeit und eigenwilligem, knackigem Songwriting aus meiner Feder“, so Stadelmann. Die Zeit über die Feiertage will er nutzen, um sich intensiv für die SRF-Liveshow vorzubereiten. Sollte er die Schweiz am ESC vertreten können, fürchtet er den bekannten Zero-Points-Effekt nicht. „Hey, nur schon die Teilnahme als Schweizer Repräsentant - und natürlich als Ostschweizer - wäre mir eine Ehre. Dafür gebe ich Vollgas.“
Erdiges, authentisches Songwriting: Andy McSean live. (Bild: zVg)
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