25.11.2021
Die Liebe in Zeiten des Umbruchs
Tomasz Jedrowskis Debütroman «Im Wasser sind wir schwerelos» wurde 2020 zunächst in Grossbritannien ein Riesenerfolg, in diesem Jahr dann auch im deutschsprachigen Raum. Im multimedialen Briefwechsel mit der Literaturvermittlerin Judith Zwick gibt er sehr persönliche Einblicke in sein Schaffen und liest aus dem Prolog seines umjubelten Romans. (Lesedauer: ca. 12 Minuten)
Konstanz, den 8. November 2021
Lieber Tomasz Jedrowski,
in sehr jungen Jahren hegte ich – einige wenige Wochen lang – die Hoffnung, ich könnte eines Tages professionelle Briefeschreiberin werden. Ist eine längere und etwas abwegige Geschichte. Um sie kurz zu machen: In jener Zeit las ich bevorzugt Briefromane, Briefwechsel und Tagebücher. Ausserdem schrieb ich, wie damals noch üblich, wöchentlich mindestens vier Briefe an Briefreund:innen in aller Welt. Die meisten davon habe ich bis heute nie persönlich getroffen. Wie dem auch sei!
Nachdem klar war, dass Sie nicht zu Ihrer geplanten Lesung nach Konstanz würden reisen können, kam mir dieser Kindheitstraum in den Sinn; und ich musste schmunzeln. Darüber, dass ich seit Pandemiebeginn nunmehr den dritten beruflichen Briefwechsel führe; im vergangenen Jahr mit der Schriftstellerin Ulrike Almut Sandig und dem Autor Thilo Krause – und heute mit Ihnen. (Manche Ideen gehen dann doch noch auf – irgendwie!) In jedem Fall freue ich mich sehr, lieber Tomasz Jedrowski, dass Ihnen die Idee eines multimedialen Briefwechsels gefallen hat und Sie auf diese Weise nun doch hier bei uns sein können. Herzlich willkommen im virtuellen Raum bei thurgaukultur.ch!
Wie geht es Ihnen?
Während ich diesen Brief schreibe, sitze ich hier in Konstanz am Bodensee. Wie ist das bei Ihnen: Wo sitzen Sie gerade beziehungsweise wo leben Sie derzeit? Sie haben ja bereits an ziemlich vielen unterschiedlichen Orten gelebt: London, Paris, Mexiko, Warschau...
Tomasz Jedrowski: Ich befinde mich gerade zu Hause, also hier:
Sie leben in Frankreich, sind aber kein Franzose, sondern wurden 1985 in Bremen geboren und jetzt wird es faszinierend kosmopolitisch! Wenn ich das in aller Kürze zusammenfassen darf: Ihre Eltern sind aus Polen nach Deutschland emigriert und zwar 1981. Das war die Zeit der Solidarność-Bewegung, jene Epoche, in der auch Ihr Roman spielt. Mit etwa sechzehn Jahren haben Sie sich dann entschlossen, in ein Internat zu gehen, nach England – inspiriert durch die Lektüre von «Harry Potter». Soll nochmal einer sagen, Literatur habe keinen Einfluss auf die Wirklichkeit! «Hogwarts» war es aber nicht, oder?
Nein, es fing aber mit «Hogwarts» an! Die Realität des Internates war doch recht ernüchternd, ein sehr geregelter Alltag und wenig Abenteuer....aber meine Lehrer waren herausragend und haben mir geholfen, meine eigene ‚Magie‘ zu entdecken.
Nach Ihrem Schulabschluss sind Sie in England geblieben, um in Cambridge Jura zu studieren. Danach haben Sie bei den Vereinten Nationen in New York ein Praktikum gemacht, später als Anwalt in einer Kanzlei in London gearbeitet und noch etwas später waren Sie als Verkäufer von Modekollektionen auf den Modewochen in Mailand, Paris und Tokyo unterwegs. Das klingt ziemlich illuster. Wie darf man sich Ihren damaligen Job vorstellen? Hat er Ihnen Spass gemacht?
Ich habe vor allem während des Schreibens des Buches in der Mode gearbeitet, und zwar als Freelancer. Es war also ein perfekter Nebenjob, denn ich musste jeweils nur ein paar Wochen pro Jahr arbeiten, und es hat wirklich sehr viel Spass gemacht. Aber es ist auch eine Industrie die - wie leider fast alle Industrien im modernen Kapitalismus - auf Ausbeutung beruhen: von Mensch, Tier und Natur. Ich hoffe, dass wird sich im Laufe der Jahre verändern.
Warum Sie Ihrem beruflichen Weg dann plötzlich eine komplett andere Richtung gegeben haben, das haben Sie in einigen Interviews erzählt, und diese Ihre Geschichte finde ich sehr berührend, weil Ihr Weg zur Schriftstellerei mitunter auch ein sehr schmerzvoller war – quasi ein zweites Coming-Out – nur diesmal als Künstler, als Schriftsteller. Wie kam es zu dieser Wende und warum war der Weg zum Schreiben so steinig für Sie? Und: gab es Menschen, die Sie in diesem Prozess der Wandlung unterstützt und gefördert haben?
Nun ist mit „Im Wasser sind wir schwerelos“ Ihr erster Roman erschienen und zwar auf Deutsch Anfang dieses Jahres bei Hoffmann und Campe. Allerdings war Ihr Buch da bereits in England publiziert und dort 2020 ein Riesenerfolg.
Wie war das für Sie, als Sie Ihr erstes eigenes Buch gedruckt in den Händen hielten, was ging Ihnen als erstes durch den Kopf?
Auf 220 Seiten erzählen Sie uns in einem Prolog und sieben Kapiteln die Liebesgeschichte von Ludwik und Janusz. Zwei 22-jährige Studenten aus Warschau, die sich 1980, nach dem Ende ihres Studiums, bei einem von der Partei verordneten Ernteeinsatz auf dem Land begegnen. Sie lernen sich dort beim Schwimmen im Fluss näher kennen und verlieben sich ineinander, ganz behutsam und in aller Heimlichkeit.
Allerdings offenbaren sie sich diese Liebe erst bei einem gemeinsamen Ausflug an einen abgeschiedenen See der Masuren, an dessen Ufer sie, vom Wald umgeben, eine ganz wunderbare und schwerelose Zeit miteinander verleben – ganz allein.
«Ich weiß nicht, wie viele Tage wir am See verbrachten, denn jeder Tag glich einem ganzen Leben, jeder Augenblick neu und einzigartig. In gewisser Weise fühlten sie sich an wie die ersten Tage meines Lebens, als wäre ich an diesem See mit seinem Wasser und dir geboren worden. Als hätte ich eine Haut abgestreift und mein früheres Leben hinter mir gelassen.»
Der laue Sommer. Die unberührte und sie schützende Natur, die ihr Geheimnis bewahrt. Die Ferne von allen Zwängen und Realitäten des engen politisch-gesellschaftlichen Lebens, verleihen dieser Sommer-See-Szene eine fast märchenhafte Atmosphäre. Und in dieser Schwerelosigkeit, im Wasser, im See, können sich die beiden auch endlich körperlich näherkommen – «furchtlos und frei und unsichtbar im herrlichen Dunkel».
«Swimming in the Dark» lautet der wunderbare Titel der englischen Ausgabe. Ist auch für Sie diese englische Version noch ein wenig poetischer und doppeldeutiger als der deutsche Titel? Das Schwimmen spielt ja als Motiv in Ihrem Roman eine besondere Rolle – auch in symbolischer Hinsicht. Und auch die Dunkelheit, das Dunkle…
Tomasz Jedrowski: Mir steht der Originaltitel ohne Zweifel näher als der Deutsche: Er hat etwas Ominöses, etwas Gefährliches, das mit der Leichtigkeit des Schwimmens eine besondere Spannung bildet. Eigentlich genau wie auch im Buch selbst – Dunkelheit und Licht sind immer vorhanden, und wir müssen sie beim Navigieren durchs Leben erkennen lernen. Was ist unser Licht? Wo finde ich es? Dazu gehört natürlich, dass wir auch eine Weile in der Dunkelheit kraulen...
Ein Wort zu Übersetzungen: Ich habe inzwischen gelernt, sie anders zu betrachten als früher. Denn eine perfekte Übersetzung gibt es nicht: Wörter sind so komplex, veränderlich und kulturabhängig, dass immer etwas subtil anderes dabei herauskommt. Und ja, Poesie – oder poetische Gedanken – sind noch schwerer zu fassen. Es gibt Passagen, da weiss ich selbst nicht mehr, was genau ich denn meinte. Und deswegen ist es erst recht faszinierend, dass die Geschichte trotzdem als Übersetzung verstanden wird – es gibt also etwas Universales, das jenseits von Sprache liegt. Am spannendsten finde ich natürlich die Übersetzungen, die ich nie verstehen werde, wie zum Beispiel auf Türkisch oder Koreanisch!
«Der See reinigte uns jeden Morgen und Abend. Er wusch den Schweiß des Sommers und unserer Liebesspiele von uns, vielleicht sogar die Fingerabdrücke auf unseren Körpern. Und jedes Mal wenn ich schwamm, empfand ich das gleiche Hochgefühl wie beim ersten Mal, als ich in den See stieg, ohne Überwindung, mit einem Gefühl der Schwerelosigkeit, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. In diesen Tagen schmolz die Scham in mir wie ein Pfefferminzbonbon auf der Zunge, und die Härte setzte Süße frei.»
Diese Szene am See, von der man sich wünschte, sie möge für die beiden jungen Männer niemals enden, ist – betrachtet man das gesamte Buch –, dann doch nur eine relativ kurze Textpassage und damit auch ein sehr kurzer Abschnitt in Ludwiks Leben, aus dessen Perspektive dieser Roman ja erzählt wird. Für Ludwik gibt es ein sehr viel längeres und prägenderes «Davor» und natürlich auch ein «Danach».
Vielleicht zunächst zu Ludwiks Vorgeschichte: Ludwik und Janusz gelangen im dritten Kapitel, auf Seite 76 an ihren See. Was führt Ludwik bis dahin für ein Leben, was treibt ihn um und wie würden Sie ihn charakterisieren?
Tomasz Jedrowski: Ludwik lebt im Konflikt mit sich selbst und mit der Welt um ihn herum. Seine Homosexualität kann er genauso wenig ausleben wie seine Ablehnung des kommunistischen Systems im damaligen Polen. Er befindet sich somit in einem doppelten Gefängnis, und es scheint mir, dass sein wirkliches Leben noch gar nicht wirklich angefangen hat. Das spürt er auch. Janusz wird das verändern.
Nach den glücklichen Tagen am See kehren die beiden wieder nach Warschau zurück. Und damit ändert sich natürlich alles. Homosexualität ist damals in Polen zwar nicht gesetzlich verboten, allerdings ist sie ein Tabu, ein gesellschaftliches No-Go.
«Morgen beginnt meine Arbeit», sagtest du nach einer Weile.
«Wenn du willst, hole ich dich ab.»
Du hast den Kopf geschüttelt. «Lieber nicht. Wir sollten ihnen besser keinen Grund geben, Verdacht zu schöpfen. Wir treffen uns am Schwimmbad. Am Mittwoch.»
Ich sagte nichts, ließ deine Worte in mir nachhallen und wog sie einzeln ab. «Wir sind also plötzlich ein Geheimnis geworden?»
Du hast dich auf die Ellbogen gestützt, deine Augen sahen dunkler aus.
«Wir waren immer ein Geheimnis, Ludwik. Bisher mussten wir uns nur vor niemanden verstecken.»
Damit ist die Leichtigkeit des Sommers dahin und der Kontrast ihres Gefühlslebens in der Stadt, im Vergleich zu ihrem Beisammensein in der Natur ist riesig. Es wird dunkler, grauer, und es wird Winter. Ausserdem befinden wir uns im Warschau der 1980er Jahre. Eine politisch-gesellschaftlich sehr angespannte Zeit. Das Ende des Ostblocks kündigt sich an und es herrschte schlicht alltägliche Not. Auch Ihre eigenen Eltern sind in jener Zeit nach Deutschland emigriert. Vielleicht für alle jene, die diese historische Umbruchsphase nicht so deutlich vor Augen haben:
Wie darf man sich das Leben in Warschau dieser Tage vorstellen? Und wie haben Sie sich dieser Zeitspanne angenähert, waren Sie für Recherchen direkt vor Ort?
Der Anfang der 80er Jahre war in Polen ein extrem wichtiger Wendepunkt. Der grösste Teil der Gesellschaft wusste mittlerweile, dass das kommunistische Experiment gescheitert war, denn die Beweise dafür waren überall: in den leeren Regalen der Lebensmittelgeschäfte, in der Wohnungsnot, in den absurd niedrigen Gehältern, und in den steigenden Preisen. Dazu kam, dass die Menschen wussten, dass es in anderen Ländern einen ganz anderen Lebensstandard gab. Es herrschte also viel Wut, und die Solidarność Bewegung begann Demonstrationen und Streike zu organisieren, die das Land lahmlegten. Trotzdem glaubten wenige, dass der Kommunismus je fallen würde.
Ich bin mit den Erzählungen meiner Eltern aufgewachsen, und deswegen hat mich diese Zeit, die ich selbst nicht miterlebt habe, schon immer stark beschäftigt. Mein Wunsch war es aber bei dem Buch, über die Erfahrung meiner Eltern hinauszublicken und es von mehreren Perspektiven zu sehen. Warum gab es überhaupt dieses System? Wer profitierte davon? Und hatte es Vorteile? Ich wusste von Anfang an, als ich „Im Wasser“ begann (ich wohnte damals in London), dass ich dafür vor Ort sein musste. Deswegen bin ich für ein paar Jahre nach Warschau gezogen, um die Stadt und seine ganz besondere Atmosphäre in mir aufzunehmen und so gut wie möglich wiederzugeben.
Anbei drei Fotos, die ich damals aufgenommen habe:
Ludwik weiss nicht so recht, wie es nach dem Studium beruflich für ihn weitergehen soll und er entscheidet sich schliesslich dafür, eine Doktorarbeit zu schreiben. Aber auch das ist in Zeiten der Diktatur natürlich kein einfaches Unterfangen: «Nichts Brisantes. Nicht der leiseste Hauch von Kritik am real existierenden Sozialismus, nichts Prowestliches“ darf darin auftauchen und für Ludwik wird dieses Leben der allgemeinen Unterdrückung immer unerträglicher. Er will sich nicht länger anpassen.
Für Janusz hingegen stellt sich die Situation etwas anders da. Er ist auch ein ganz anderer Typ. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie, ist kein eindeutiger Gegner der herrschenden Partei, ohne die er – so Janusz – als Arbeiterkind gar nicht hätte studieren dürfen. Er nimmt nach ihrer Rückkehr eine Arbeit bei der Zensurbehörde an, will Karriere machen, hat Freund:innen mit Vätern in führenden Positionen, und er versucht (ohne das Regime gut zu heissen), innerhalb des Systems seinen Weg zu finden, er sucht nach Möglichkeiten, gemeinsam und heimlich glücklich zu werden.
«Es gibt Möglichkeiten, ein gutes Leben zu führen», fuhrst du fort, als könntest du meine Gedanken lesen. «Ich lasse mir was einfallen. Kannst du mir vertrauen?» Du sahst mich so flehentlich an wie noch nie zuvor.»
Oder an anderer Stelle:
«Jeder macht jemanden etwas vor», fuhrst du mit zusammengekniffenen Augen fort. «Hast du das nicht selbst gesagt? Dass das Land heruntergewirtschaftet ist, dass alles ungerecht ist? Was ist falsch daran, wenn man etwas selbst in die Hand nimmt und dafür sorgt, dass man nicht untergeht?»
«Es muss andere Möglichkeiten geben», sagte ich leise.
Du sahst erschöpft aus. «Ach ja? Und welche? Sag es mir.»
«Ich weiß nicht. Weggehen zum Beispiel.»
Der unterschiedliche Umgang der beiden mit den herrschenden Verhältnissen zeichnet sich schon früh ab in ihrer Beziehung. Aber diese Unterschiedlichkeit werten Sie als Autor nicht ab. Ehrlich gesagt, sind mir beide Figuren nahe, sie sind beide in sich stimmig, authentisch und ich kann sie beide gut verstehen. Wie ist das bei Ihnen?
Tomasz Jedrowski: Mir ist – vielleicht ganz natürlich – Ludwik näher als Janusz. Ich identifiziere mich mit seinem Mut, zu sich zu stehen. Ich glaube, dass Integrität immer ein besseres Leben ermöglicht, auch wenn es schwieriger ist, gegen den Strom zu leben. In gewisser Hinsicht, jedoch, ist Janusz auch ein Teil von mir - getrieben von Ehrgeiz, Materialismus und der Angst, abgestossen zu werden. Für diese Eigenschaften versuche ich Empathie aufzubringen, aber sie gleichzeitig von mir fernzuhalten.
Mit seinen historischen Bezügen ist Ihr Roman weitaus mehr als eine Coming-of-Age-Geschichte. Er erzählt von der Unmöglichkeit einer Liebe, der Unmöglichkeit eines freien Lebens – er erzählt von Unterdrückung, vom Leben in einer Diktatur. Und ohne abzuurteilen, fragt er uns Leser:innen: welchen Pakt würden wir eingehen? Welche Kompromisse und Zugeständnisse würden wir machen?
«Ich fragte mich, welche Rolle du in dem Ganzen einnimmst und welchen Pakt du mit dir selbst eingegangen bist. Denn wir gehen alle einen ein, selbst die Besten von uns. Und dieser Pakt ist selten sehr mustergültig. Ganz gleich, wie sehr wir uns bemühen.»
Dass die Liebesgeschichte kein Happy End nehmen wird, das wissen wir eigentlich von Anfang an. Denn Sie eröffnen den Roman mit einem Prolog und darin wird klar, dass das Buch ein Erinnerungsmonolog eines «Ichs» ist, das sich an ein fernes und abwesendes «Du» wendet. Und dieses «Du», das wird im weiteren Verlauf der Geschichte klar, ist Janusz. Ludwik erinnert sich, ein Jahr später, in Amerika, an den Geliebten. Es ist ein schmerzhafter Rückblick auf eine verlorene Liebe, die an einem System zerbricht.
«Aber allmählich glaube ich, dass nicht jeder auf dieselbe Weise leidet; dass nicht jeder überhaupt leidet. Und in gewisser Hinsicht ist es genau das, was uns zusammengeführt hat, dich und mich.»
Lieber Tomasz Jedrowski, darf ich Sie vielleicht bitten, uns den Prolog zu Ihrem wunderbaren Debütroman vorzulesen?
Tomasz Jedrowski: Gerne. Los geht’s.
Ich danke Ihnen sehr herzlich für diesen Briefwechsel. Ob wir uns jemals persönlich begegnen werden? In jedem Fall wird Ihr Roman noch vielen Menschen begegnen – das wäre diesem gelungenen Debüt zu wünschen!
Herzliche Grüsse
Ihre
Judith Zwick
P.S.: Das Buch wurde mittlerweile in verschiedene Sprachen übersetzt – auch ins Polnische. Wie haben Sie die Buchpremiere in Warschau erlebt?
Tomasz Jedrowski: Es war ein unvergesslicher Abend im März 2020, vielleicht die letzte Woche, in der Händeschütteln noch erlaubt war. Unglaublich viele Menschen waren da, und das in einem meiner Lieblingsorte in Warschau, der historischen Zachęta Gallerie. Es kam mir schon surreal vor, und ich spürte eine Verantwortung, die Menschen nicht zu enttäuschen. Deshalb habe alles von mir gegeben, was ich an Ehrlichkeit, Empathie und Innigkeit in mir finden konnte, um eine wirkliche Verbindung mit dem Publikum herzustellen.
Hier ein kleines Video zu dem Abend:
Da es bereits ein Hörbuch gibt, waren wir leider angehalten, nur einen kurzen Ausschnitt aus dem Roman zu lesen. Wer aber gerne noch weiter in den Roman hineinhören möchte, kann das auch hier tun:
Die Debütreihe
Mit diesem Beitrag endet unsere Serie über literarische Debüts in diesem Jahr.
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Mehr Beiträge zum Thema „Debüts“ im dazu gehörigen Themendossier.
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