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10.11.2016

Grosser Erfolg für Philharmonie

Grosser Erfolg für Philharmonie
Freuen sich über den neuen Erfolg: Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt, Philharmonie-Intendant Beat Fehlmann und der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung. | © Philharmonie Konstanz

Intendant Beat Fehlmann baut seine Erfolgssserie bei der Südwestdeutschen Philharmonie weiter aus. Nach Abonennten- und Zuschauerrekorden kann er nun eine aussergewöhnliche Förderung bekannt geben.

Die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz wird in ein neues Bundesprogramm zur Exzellenz-Förderung von Orchestern aufgenommen. Die nächsten fünf Jahre wird das Orchester damit mit bis zu 900 000 Euro jährlich aus dem Kulturetat des Bundes unterstützt. Das teilte das Orchester am Donnerstagnachmittag in einer Medienmitteilung  mit.

Demnach kommen von über 130 Berufsorchestern bundesweit nur sechs in das Programm. Bislang erhalten ausschliesslich die Berliner Philharmoniker Bundesmittel. Die Auswahl für das Exzellenz-Programm basiert auf innovativen und herausragenden Bemühungen dieser Klangkörper im künstlerischen sowie administrativen Bereich. „Konstanz spielt damit im Konzert der Besten", freut sich Bundestagsabgeordneter Andreas Jung (CDU). 

Unter der Leitung des Intendanten Beat Fehlmann hat sich die Philharmonie in den letzten drei Jahren komplett neu positioniert. Durch diese ausgezeichnete Entwicklung und durch das langjährige Engagement von Stadt und Land sei die Aufnahme der Südwestdeutschen Philharmonie in das Exzellenzprogramm möglich geworden, so Andreas Jung.
Intendant Beat Fehlmann zeigte sich über die Entscheidung „glücklich und durchaus überwältigt". Bei seinem Stellenantritt vor drei Jahren im Schatten einer großen Krise habe er nicht damit gerechnet, dass es gelinge, das Orchester so zeitnah derart erfolgreich neu zu positionieren.

„Die konsequente Auseinandersetzung mit den regionalen Gegebenheiten hat in kurzer Zeit deutlich überregionale Strahlkraft erreicht.", betont Beat Fehlmann. Schwerpunkt ist dabei die breite Verankerung von Philharmonie und klassischer Musik in Stadt und Region. Dies kommt durch zahlreiche innovative Projekte zum Ausdruck. Die Kooperationspartner reichen dabei von Universität und HTWG über den Konstanzer Handballverein HSG bis hin zu Seenachts- und Oktoberfest.

Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt freut sich, dass sich die „intensive, aber auch offene und transparente Arbeit der letzten Jahre" nun so auszahle. „Die heutige Entscheidung ist eine Bestätigung des Bekenntnisses der Stadt Konstanz zur Philharmonie – gerade auch in schwierigen Zeiten." Es sei erstaunlich, welchen Weg Management und Musiker gemeistert hätten. Das werde nun durch die Bundesförderung gewürdigt. „Ich bin stolz auf unser Orchester", so Uli Burchardt.

Voraussetzung für die Aufnahme in das Bundesprogramm ist „künstlerisches Exzellenzpotenzial". Wo dieses bereits vorliegt, soll die Förderung helfen, es zu verwirklichen. Das Ziel ist die Stärkung der deutschen Orchesterlandschaft. Sie steht auch auf der UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes.

Kernstück des Programms ist die Förderung von „Kunst, Musikvermittlung und Kommunikation" in der Orchesterarbeit. Hierzu stehen 500 000 Euro pro Orchester in den Jahren 2017 bis 2021 zur Verfügung. Die ausgewählten Orchester sollen sich dabei auch untereinander vernetzen, miteinander kooperieren und gemeinsam Projekte umsetzen. Daneben ist eine jährliche Unterstützung von 400 000 Euro zur „Förderung des persönlichen Exzellenzwillens" der Orchestermusiker möglich. Damit sollen Vereinbarungen und Prämien zur Umsetzung einer „Exzellenzcharta" ermöglicht werden. Darin soll sich jedes Orchester eigene Entwicklungsziele setzen.

Ausdrücklich heisst es in dem Programm, Ziel der Bundesförderung sei es nicht, fehlende strukturelle Mittel zu ersetzen. Vielmehr sollten „vorhandene Ressourcen" mobilisiert werden, um das Niveau weiter zu steigern. (tgk)

 

Kommentar

VON MICHAEL LÜNSTROTH

 

Beat Fehlmann ist der lebende Beweis dafür, dass der erste Eindruck nicht immer der Richtige sein muss. Als sich der Schweizer vor inzwischen vier Jahren in öffentlicher Bewerbungsrunde dem Gemeinderat als neuer Intendant des Orchesters vorstellte, legte er keinen überragenden Auftritt hin. Es gab nicht wenige Beobachter, die sich angesichts der dürftigen Vorstellung fragten, ob der zurückhaltend wirkende und vergleichsweise junge Schweizer wirklich der richtige Mann ist, um das Schiff Philharmonie aus den Turbulenzen einer heftigen Finanzkrise herauszumanövrieren.


Heute, vier Jahre später ist klar: Beat Fehlmann ist ein absoluter Glücksfall. Für die Musiker, für das Orchester als Gesamtgebilde aber auch für die Stadt. Mit harter Arbeit, klugen Entscheidungen und viel Akribie hat Beat Fehlmann das schlingernde Schiff Philharmonie wieder auf Kurs gebracht. Er hat sich das Vertrauen der Politik zurück erobert, das sein Vor-Vorgänger so leichtfertig verspielt hatte. Und dabei ist ihm sogar noch der Coup gelungen, trotz Sparauflagen die Zahl der Zuschauer und der Abonnenten auf ein Rekordhoch zu führen.

 

Richtig ist freilich auch – die Kommunalpolitik hat ihm diesen Weg erleichtert. Denn: Mitten in den Wirren der Finanzkrise des Orchesters die Zuschüsse mal so eben um 300 000 Euro zu erhöhen war durchaus ein mutiger Schritt. Mit dem deutlich positiven Jahresabschluss 2015, den Zuschauerrekorden und mit der  jetzigen Aufnahme in ein Bundes-Förderprogramm  hat Beat Fehlmann das Vertrauen zurückgezahlt.

 

Das Erfolgsgeheimnis von Beat Fehlmann ist im Grunde ganz einfach – es liegt in seiner Offenheit. Sowohl musikalisch, wenn er dem Orchester bei Auftritten auf dem Oktoberfest oder mit dem Studententheater der HTWG ein neues Publikum erschliesst. Oder wenn er seinem Orchester mit Auftritten mit Popgrößen wie Peter Fox und Max Herre ein neues Image verpasst. Diese Offenheit pflegt er aber auch auf dem politischen Parkett. Wenn er beispielsweise seinen Betrieb mit umfangreichen Analysen so durchleuchtet, dass selbst Laien die Zwänge dieses Betriebes verstehen können.


Natürlich ist der aktuelle Erfolg des Orchester auch eine Mannschaftsleistung. Die Musiker tragen mit ihren herausragenden Leistungen ebenso dazu bei, wie die Menschen im Hintergrund. Stellvertretend für all jene sei mal Marketingchef Rouven Schöll erwähnt, der, in unzähligen Überstunden, dieses jetzt so erfolgreiche Controlling-Werkzeug des Orchesters selbst geschaffen hat. Insgesamt hat man bei der Philharmonie wieder das Gefühl, da arbeiten Menschen mit- und nicht gegeneinander. Vielleicht ist auch das die grösste Leistung von Beat Fehlmann.

 

 

 

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