Flüstern in stehenden Zügen
Schauspiel von Clemens J. Setz
Schweizer Erstaufführung
Mit: Martin Butzke
Regie: Johanna Zielinski
Dramaturgie: Zoé Kilchenmann
Ausstattung: Thurid Goertz
Musik/Sound: Philipp Wiechert
«Es ist meist alles so traurig auf dem Planeten. Es geht nicht ohne Trost, das Ganze.»
C ist einsam. Seine Frau ist gestorben, aber danach fragt niemand. Einzige Verbindung zur Welt ist sein Telefon, und damit will er «zum Erdkern vordringen». Dafür wählt C die Hotline-Nummern aus Spam-Mails. Am anderen Ende heben Ulrichs, Angelikas, Walters ab: gebrochenes Deutsch, unterschiedliche Akzente, der immer gleiche Gesprächsleitfaden.
Die Callcenter-Mitarbeiter:innen sitzen in Grossraumbüros im Ausland und geben vor, für Microsoft, das Steueramt oder für C´s Stromanbieter zu agieren. Er durchschaut ihre Masche und entschlüsselt die Taktik hinter dem Fragenkatalog der Abzocker. Doch ist für ihn das Leiden an der Vorspiegelung falscher Tatsachen längst zu einem globaleren, einem existentiellen Schmerz geworden.
Sein erklärtes Ziel wird zur obsessiven Mission: den Hotline-Zombies das Roboterdasein austreiben. Er nennt es «Zwangsmenschwerdung». Dabei wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass ihn jemand bei seinem Namen nennt: C will gemeint sein.
«Flüstern in stehenden Zügen» ist ein Stück über die emotionale Vereinsamung in einer informationsgefluteten Welt, in welcher alle miteinander vernetzt sind, aber zwischenmenschliche Annäherungen auf der Strecke bleiben. Clemens J. Setz verrückt in seinem Stück mit sprachlichem Feinsinn seine Figur in einen skurrilen, magischen Realismus und zeichnet ein Porträt der Vereinzelung, das humorvoll die Absurditäten der Globalisierung offenlegt.
Gefördert durch Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Joh. Jacob Rieter-Stiftung, Walter Haefner Stiftung
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