05.09.2017
Hip-Hop-Beats aus Arbon
Der junge Thurgau (1): Beim Kulturtag in St. Gallen stellt sich der Thurgau mit seinem jungen Gesicht vor: Hoffnungsvolle Nachwuchs-Bands aus dem Kanton treten am 7. Oktober in St. Gallen auf. Wir stellen die Musiker in einer Serie vor. Teil 1: Crispy Dee
Der grandiose Erfolgszug von HipHop markiert längst ein globales Phänomen. Damit einher geht eine immense Soundvielfalt des Genres, das in den letzten Jahren vor allem eine Liebe zum Pop entwickelte hatte. Diese heftige Flirterei hat zur Folge, das zahlreiche Beatpoeten auch live längst nicht mehr nur mit DJ-Unterstützung antreten, sondern ganze Bandkombos auffahren. So auch der Arboner MC Crispy Dee, der sich mit eigener Hausband von Grund auf neu erfand. Gestartet war die Karriere des Rappers aber in ganz anderen Gefilden. „Oh ja das war definitiv noch eine andere Zeit. Angefangen hat alles damit, dass mich mein älterer Bruder zu Freestyle-Battles mitgenommen hat. Zu dieser Zeit waren auch Crews wie Breitbild oder Brandhärd in der Schweiz sehr beliebt. Ich habe dann von einem Freund die Möglichkeit erhalten, bei ihm bei ein paar Sessions mitzumachen. Dies führte zu meinen ersten Aufnahmen. Dann folgte auch schon meine erste CD. Ein Mixtape namens «bis as End vo de Welt». Da konnte man aber erst von ersten Gehversuchen in Sachen Rap sprechen. Haus-Maus Rap, sozusagen.“
Nach den ersten Aufnahmesessions erlebte Demian Länzlinger, wie Crispy Dee mit bürgerlichen Namen heißt, die klassischen Irrungen und Wirrungen eines jeden jungen Musikers. Erste Konzerte, erste Erfolge, erste Enttäuschungen. Und urplötzlich eine Riesenchance: Bei einer Jamsession in Romanshorn wird der Nachwuchsrapper von Produzent Andi Jud entdeckt – kurze Zeit später steht 2011 mit „De Clown i mir“ die erste Crispy Dee Platte in den Schweizer Plattengeschäften. Apropros Schweiz: Schweizerdeutsch ist Crispys alternativlose Waffenwahl: „Es ist die Sprache, in der ich gelernt habe Emotionen zu packen, in der du sprichst, schreist, weinst und teilweise verstehe und ich sie, so wie ich sie brauche. Über all die Jahre habe ich mir aber Reim-Schemas in genau dieser Sprache angewohnt, was für mich etwas anderes ausschliessen würde. Experimentell habe ich schon Deutsch geschrieben, aber meines Erachtens klingt das für mich befremdlich, wenn ich das dann auch umsetze.“
Bei Live-Auftritten von Crispy Dee geht es zur Sache. Bild: Oliver Bärch
Heute sieht der Rapper sein 2014er Album „Black Red“ als eine Art Opus Magnum, sein persönlichstes und wichtigstes Werk. Im Kraftfeld der Scheibe scharte Crispy dann auch erstmals verschiedene Musiker um sich. „Während der Produktion des Albums „Black Red“ ist ein musikalischeres Bild entstanden und poppige Einflüsse sind aufgetuacht. Dies hat uns aber die Möglichkeit geboten, flexibler zu sein in der Liveumsetzung. Das hat für mich aber auch eine Weiterentwicklung meines musikalischen Hörens bedeutet, die bis heute anhält. Ich konnte von den Bandmitgliedern enorm profitieren.“ Übrigens: Weil der Rapper dieser Tage Nachwuchs erwartet, entschied sich Länzlinger dazu, seine Band aufzulösen.
Auch deshalb gibt es auf der aktuellen „Schlusswort EP“, aber auch im Interview beinahe retrospektive Töne zu hören: „Wie sich gezeigt hat bestand mein Talent vor allem darin, nicht etwas gut machen zu wollen, sondern perfekt. Dies hat aber auch seine Opfer gefordert. Seien dies in Rückschläge im Allgemeinen, Wechsel von Produzenten, Management oder auch in der Booking Organisation. Im Endeffekt war es gut so, denn ich lernte damit umzugehen und konnte mich dafür einsetzen, was mir wichtig war. Heute bin ich mehr als zufrieden über alles was passiert ist. Ich habe unzählige Konzerte spielen dürfen, habe Menschen berührt (denn darum geht es!) und mir damit natürlich selbst auch etwas beweisen können. Dies wäre aber ohne das richtige Umfeld niemals möglich gewesen. Ich bin überaus dankbar, dass dies alles so ist.“
Termin: Alle Bands spielen am Kulturtag, Samstag, 7. Oktober, zwischen 13.30 und 22 Uhr in der Marktgasse in St. Gallen
Videos: So klingt Crispy Dee
Kultur- & Genusstag
Samstag, 7. Oktober, Marktgasse St.Gallen
Der Kultur- und Genusstag ist von 11.00 - 22.00 Uhr und findet bei jeder Witterung statt.
Kinderprogramm
von 11 bis 15 Uhr
De Leu isch los! Bereits vor dem Mittag dürfen sich die Kleinen zu grossen Löwen schminken lassen während Clown Pepe vom Circus Balloni für gute Stimmung sorgt.
Strassenkünstler
Der Thurgauer Naeman Meier begeisterte bereits bei «DSDS» und «DGST» tausende TV-Zuschauer. Spielzeit: ab 11.30 Uhr
Jan Rutishauser feiert im September Premiere mit seinem neusten Kabarettprogramm. Spielzeit: 17.20 Uhr
Markt- und Genussstände
von 11 bis 22 Uhr
Musikprogramm
von 13.30 bis 22 Uhr
Konzerte mit Jar, Delirious Mob Crew, Europa: neue Leichtigkeit, Crispy Dee, Parrot to the Moon, Len Sander
mehr dazu hier.
thurgaukultur.ch am Kultur- & Genusstag
Wir sind live vor Ort und berichten über die Bands, Künstler und Konzerte. Ihr findet uns beim gelben Fotobus neben der Bühne. Wir freuen uns auf euren Besuch!
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