von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 28.11.2016
Entspannung im Advent
Besinnliches statt Weihnachtsstress: Mit einem neuen Veranstaltungsformat wollen Florian Rexer, Christoph Sutter und Stefan Studerus die Menschen wieder zusammenbringen. In einem Bauwagen auf dem Coop-Platz in Romanshorn. Auch Prominenz hat sich angekündigt.
Richtig gut geschlafen hat Florian Rexer schon länger nicht mehr. Der Grund heisst Oskar und ist drei Monate alt. Im August ist der Schauspieler und Comedian zum ersten Mal Vater geworden. Seither sind die Nächte kurz. "Es ist schon anstrengend, aber auch total schön", sagt der 40-Jährige bei einem Treffen in Güttingen. Hotel Seemöwe. Am Abend wird er hier mit Kollegen sein Programm "Mafiadinner" spielen. Noch ist vom Mafioso nicht viel zu sehen. Mit wucherndem Bart und in Jogginghose steht er da und schaut nochmal nach der Technik. "Ich dachte früher immer, was sind das denn für Leute, die den ganzen Tag im Jogginganzug rumlaufen. Inzwischen gehöre ich auch dazu", scherzt er über sich selbst.
Florian Rexer stammt ursprünglich aus Villingen im Schwarzwald, lebt aber schon seit 12 Jahren in der Schweiz. Seit seinem Engagement am Theater St. Gallen als Regieassistent und Schauspieler ist er hier hängen geblieben. "Ich habe viele Freunde gefunden und fühle mich hier total wohl", erklärt Rexer. Seither hat er extrem viel gemacht, vieles ausprobiert, manches auf die Beine gestellt. Unter anderem gründete er eine eigene Event-Agentur, wurde Leiter der Schlossfestspiele Hagenwil (aus dem Lotteriefonds gab es für 2016 jetzt gerade 42 000 Franken nachträglich, um einen Teil des Defizits zu decken) und erdachte das Wintertheater in Amriswil. Dazwischen immer wieder Engagements als Regisseur, Schauspieler, Comedian und Kommunikationstrainer.
Liest man Rexers Internetseite, kommt man leicht ins Staunen ob all der Dinge, die dieser Mann betreibt und mit denen er für sich wirbt: Schauspieler und Regisseur, Kabarettist und Comedian, Veranstaltungsregisseur, Kommunikationstrainer, Sprecher und Moderator. Auch einen Lieblingssatz über sich findet sich dort. Er lautet: "Er (Florian Rexer) ist ein Kreativer wie er im Buche steht. ein ‹Ideenlieferant›, der es versteht, diese auch professionell umzusetzen!" Immer gut, wenn man solche Sätze parat hat.
Jetzt kommt der umtriebige 40-Jährige mit einer neuen Idee, die tatsächlich ungewöhnlich ist. Gemeinsam mit seinen Freunden Christoph Sutter und Stefan Studerus veranstaltet er in Romanshorn einen alternativen Advent. Ab Montag, 5. Dezember, jeweils ab 18.30 Uhr, und das drei Wochen lang. In einem Bauwagen auf dem Coop-Platz (Alleestrasse 39) wollen sie "Geschichten, Verse und Glühwein für alle" bieten. Dazu gibt es "tiefsinnige Non-Profit-Gedanken und das alles "konfessions- und konzessionsfrei", wie es etwas kalauermässig in der Einladung heisst.
Die Idee an sich hat aber durchaus Charme. "In der ganzen Adventszeit gibt es so viel Kommerz, so viel Gerenne und Gehetze, da wollen wir einen Kontrapunkt setzen", erklärt Florian Rexer das Konzept. Alle Leute sollen einfach kommen da sein. "Wir verkaufen nichts, wir wollen nichts, man kann quatschen, ruhig in der Ecke sitzen, zuhören, sich wohlfühlen und entspannen", meint der 40-Jährige. Niemand soll gestresst werden, "alles ganz easy", sagt Rexer. Es gehe vor allem darum, einen Ort der Begegnung zu schaffen.
Das alleine reicht den Initiatoren dann aber doch nicht aus. In ihrer Einladung verweisen sie auch darauf, dass einige Gäste in den Bauwagen geladen sind: Schauspielerlegende Klaus Maria Brandauer, Krimi-Autor Felix Mettler, die bekannte Schweizer Kinderkrankenschwester Elisabeth Anderegg und der Schauspieler Julian Weigend. Der Clou an der Sache: die Veranstalter verraten nicht, wer wann kommt und was die Promis dann jeweils machen. "Es könnte zum Beispiel sein, dass Felix Mettler einfach nur da sitzt und an einem neuen Kapitel seines Romans schreibt", erläutert Florian Rexer eine Möglichkeit.
Auf die Frage, wie er all die bekannten Namen gewonnen hat, sagt Rexer nur: "Kontakte!" Dann ergänzt er nicht ohne Stolz: "Brandauer war zum Beispiel mein Schauspiellehrer" Um dann noch eine Geschichte zu erzählen, wie er mal mit Brandauer durch Wien gefahren ist. Er und seine Kollegen scheinen jedenfalls bestens vernetzt, wenn sie solche Kaliber in ihren Bauwagen locken können. Die Veranstalter sind sich sicher, dass es sich lohnt, jeden Abend zu kommen. Zum Schluss hat Florian Rexer für den Reporter noch einen Tipp: "Ich sag nur, der Auftakt am 5. Dezember, da würde es sich schon lohnen zu kommen..." Dann verschwindet er in seinem Kastenwagen und düst zum nächsten Termin.
Die Termine: Florian Rexer, Stefan Studerus und Christoph Sutter laden am 5./12./19. und 20. Dezember, jeweils ab 18.30 Uhr, in ihren Bauwagen auf dem Coop-Platz in Romanshorn (Allestrasse 39). Der Eintritt ist frei. Alles läuft unter dem Motto "Keine Spenden. Denk für diesmal an Dich selbst".
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