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von Barbara Camenzind, 24.10.2016

Eine musikalische Neuerfindung

Eine musikalische Neuerfindung
Miteinander im Zeichen der Musik: Das Thurgauer Jugend-Symphonieorchester | © Barbara Camenzind

Das Thurgauer Jugend-Symphonieorchester agiert seit zwanzig Jahren als feste Grösse in der Nachwuchsförderung. Nun ist im Vorstand und beim Dirigat ein Generationswechsel vollzogen worden. Höchst erfolgreich, wie es beim Besuch am Konzert am vergangenen Freitag in Sirnach zu erleben war.

Von Barbara Camenzind

Schwungvoll, motiviert und sehr konzentriert betraten die rund dreissig Streicherinnen und Streicher den hübschen neoklassizistischen Saal im Gemeindezentrum Dreitannen, um sogleich mit der Serenade Op.20. von Edward Elgar loszulegen. In das dezente Schwarzweiss der Orchesterbekleidung mischten sich pfiffig-grüne Accessoires, mit denen die Verbundenheit zum Thurgau symbolisiert wurde. Der britische Komponist machte es den Jungtalenten nicht leicht. Heikle Unisono-Passagen waren zu bewältigen, die Intonation war mit dem Willen zum ausdrucksvollen Spiel noch nicht ganz auf Gleich.

Aber das wird sich geben, denn das Potential des Klangkörpers erkannte auch ein geübtes Ohr sehr schnell. Das Blasorchester doppelte nach und bot einen ersten Höhepunkt mit dem sehr modern anmutenden „Solar Storm" von David Marlatt. Selbst eine Gesangseinlage hatte der findige Brassband-Komponist in sein Werk eingebaut. Kein Problem für die Damen und Herren an den Oboen und Posaunen. Cool nahmen sie jede Hürde in dem anspruchsvollen Werk.

Pausengespräche mit dem klingenden Nachwuchs

Mit den Dirigenten Raphael Maximilian Honegger (Streicher) und Benjamin Zwick (Bläser) sind zwei junge Profis engagiert worden, die bereits viel Erfahrung in Sachen Orchesterleitung haben. Sie arbeiten gern mit den Nachwuchskräften. Ob der eine oder andere aus dem Orchester dann den Sprung ins Musikstudium schafft, wäre zwar eine schönes Nebenprodukt, wichtig sei ihnen jedoch, die Amateure, die Musikliebhaber zusammenzubringen und zu fördern, sagten die beiden Maestri. Ein hehres Ansinnen in einer Zeit, in der die Vereine mit Nachwuchssorgen kämpfen und der musikalische Breitensport in die „Exotenecke" rutscht.

„Wir sind sehr stolz darauf, dass das Thurgauer Jugend-Symphonieorchester hauptsächlich aus kantonalen Mitgliedern besteht. Auch der neue Vorstand wurde meist aus den eigenen Reihen rekrutiert. Wir bringen die Jugendlichen aus den dörflichen Musikvereinen zusammen und bieten ihnen eine Chance, symphonische Musik zu spielen" erklärte Präsident Fabian Kuhn, evangelischer Pfarrer und selbst langjähriges Aktivmitglied des TGJSO's.

 

Gabriel Koller, Jeanine Meier, Evelyne Ernst und Valentin Marty genossen das Orchesterlager in Parpan. Bild: Barbara Camenzind

 

Die Musiker blickten in der Pause vor allem fröhlich zurück auf das vergangene Orchesterlager: „Naja, viel geschlafen haben wir nicht..." erzählten grinsend Gabriel Koller, Jeanine Meier, Evelyne Ernst und Valentin Marty. Die TGJSO'ler hatten offensichtlich ordentlich viel Spass im Musiklager in Parpan (Graubünden). Trotz wenig Schlaf wurde viel geübt und Neues ausprobiert. Der Zusammenhalt und die Möglichkeit, neue Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Thurgau besser kennen zu lernen, sei wunderbar gewesen. Gut gegessen hätten sie auch, dank der gespendeten Lebensmittel. Es sei wunderbar, wie sie rundherum unterstützt wurden, um eine Woche lang gemeinschaftlich zu musizieren und zu lachen.


Die sprichwörtliche Heiterkeit haben die Musizierenden aus den Bündner Bergen mitgebracht, als sie sich nach der Pause an Johann Strauss' Kaiserwalzer wagten. Selbst der Dreivierteltakt mit dem verzögerten dritten Schlag gelang dem Klangkörper vortrefflich. Es wehte ein bisschen Wiener Luft durch den Sirnacher Saal. Der „Slavonic March" von Tschaikowski ertönte als fulminanter Schluss. Ein grosses Bravo dem Orchester, das Handwerker, Schüler, Architekten und Landwirte zusammenbringt und die junge, klingende Seele des Kantons Thurgau verkörpert.

 

www.tgjso.ch

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