von Brigitta Hochuli, 08.02.2015
Bisquit und Biremuäs
Brigitta Hochuli
So schwer der Stoff, so leicht die Umsetzung.
Hier Thisbe und Pyramus, die Tragödie aus Ovids Metamorphosen und Vorlage leider unzähliger Liebestragödien; sodann deren Umschreibung in der barocken Gryphius-Komödie des „Herrn Peter Squenz“, der zum Gaudi des Königs Handwerker aufspielen lässt.
Da «Roooooaaar! - Gut gebrüllt, Löwe!». Omama war skeptisch. Wie soll für Kinder ab fünf Jahren der schwere Stoff zu einer leichten Geschichte werden?
In der Frauenfelder Theaterwerkstatt Gleis 5 herrscht am Sonntagnachmittag zunächst gespannte Ruhe unter den kleinen Zuschauern. Gespannt, ja aufgeregt, ist auch Simon Engeli, der das Puppentheaterstück erarbeitet hat. Es ist nämlich Premiere! Und die beginnt mit grosser Langeweile.
Was tun? Theaterspielen natürlich! Eine Kiste mit Requisiten ist bald vom Estrich auf die Bühne geschafft. Hund Monty, der Hauptdarsteller, muss nicht lange motiviert werden für Äktschen, Schpannig und Liäbi. Rahel Wohlgensinger lässt ihn alle Register ziehen und leiht ihm die tiefe Hundestimme, mit der sich sogar wie ein Löwe knurren lässt. Aus Thisbe wird s Bisquit, aus Priamus s Biremuäs. Und schon ist sie weg, die Schwere des Stoffs.
Fliegen die Fetzen, dröhnt die Musik, versinkt die Bühne im Chaos, werden die Kinder totenstill. Nimmt die Geschichte eine überraschende Wende, lachen sie. Am lustigsten fand‘s wohl die Omama. Sie jedenfalls wird noch lange von der heiteren Stunde zehren.
Nach der Vorstelllung: Hund Monty ist leicht erschöpft. (Bild: ho)
Zum weitersagenDas neue Kinderstück von Rahel Wohlgensinger und Simon Engeli - unter Endregie von Noce Noseda - thematisiert auf humorvolle Weise die Freude am Theaterspielen, am Ausprobieren, am Rollenspiel - und an der wunderbaren Gratwanderung zwischen totalem Fiasko und grossem Triumph. Eine Hommage an die Welt des Theaters, die Lust machen soll, es gleich einmal selber zu probieren. «Roooooaaar!» ist ein Stück für Menschen ab fünf Jahren und dauert rund 45 Minuten. Gespielt wird bis März in Winterthur und Frauenfeld. Die vollständige Agenda finden Sie hier. (pd/red) |
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