von Thomas Brütsch, 28.09.2014
Bass erstaunt
„Unisono zu spielen ist das Schwierigste für Bassisten. Aber wenn’s gelingt, dann tönt es wunderbar“, sagte Bandleader Rätus Flisch zum Auftakt des „generations14“-Jazzfestival. Nun? Es ist gelungen.
Thomas Brütsch
Das „generations14“ in Frauenfeld startete am Samstag mit einem hochstehenden Eröffnungskonzert der Four Basses. „Weisst du“, sagte mir ein Profibassist, den ich nach dem Konzert um seine Kritik gebeten hatte, „es ist wirklich unvorstellbar schwierig, was die da gemacht haben.“ Es interessierte mich als Laien, wie ich das Gehörte einordnen soll.
Muss das so tönen?
Denn manchmal fragte ich mich, ob das – was manchmal ein wenig wie Einspielen tönte – auch zur Komposition gehörte. „Beruhige dich“, sagte der Profi. „Das war eine wirklich sehr hochstehende Leistung. Man müsste die Bässe dauernd nachstimmen. Und das würde die Zuhörer nerven.“
Um ehrlich zu sein: Als Laie in Sachen Kontrabass bin ich mehr als nur leicht überfordert... Bassisten sind als Begleiter im Hintergrund immer ein wenig versteckt – natürlich nicht bei einem schnellen Solo. Aber, ob das mein Ohr wirklich erkennt? Kommt dann noch dazu, dass die Musiker in der Aula der Kantonsschule unverstärkt spielten.
Alles, nur nicht schubladig
Lustig, wie unterschiedlich laut ihre Instrumente tönten. Christian Weber war der Lauteste, Christoph Sprenger der Zurückhaltendste, Rätus Flisch führte die Band an und Heiri Känzig knallte die jazzigsten Soli dazwischen.
Mit Brütsch durchs "generations14"Jazz-Aficionado Thomas Brütsch ist unser Mann am "generations14". Er hat sich seine persönliche Konzertagenda zusammengestellt, die hier versehen mit vielen Tipps publiziert ist. (rom) |
Rätus Flisch’s Four Basses spielten Eigenkompositionen. Manchmal jazzig, dann auch lüpfig (mit Volksmusikcharakter), bisweilen klassisch, abwechslungsweise und meist paarweise gestrichen und gezupft, pentatonisch bis orientalisch, dramatisch, sakral. Kurz: Schwierig zu schubladisieren. Aber das ist ja eher ein Gütezeichen!
Kontrapunkt zur Sax-Übermacht
Das für „generations“ eher ungewöhnliche Konzert ist ein Kontrapunkt zur Übermacht der Saxophonformationen, die im Eisenwerk an drei Abenden hintereinander auftreten werden, sagte Robert Fürer, Präsident des Organisationskomitees, einleitend. Das ist auch dem in Frauenfeld aufgewachsenen Bandleader Rätus Flisch zu verdanken. Die Formation entstand für die expo.01, wo die Bassisten den Murtensee beschallten – eigentlich mit acht Bässen, acht Bassklarinetten, acht Alphörnern etc.
Dass Bassisten ihre Instrumente „Grossmutter“, „Bassgeige“ oder sogar „Hundehütte“ nennen, das konnte man nebenher auch erfahren. Und der Schreiberling machte sich, während die wellenförmigen Patterns mit jazzigen Grooves und wehmütigen Klängen in den vollbesetzten Saal strömten, eine Verbenliste: Klopfen, jammern, kratzen, schaben, schlagen, schnurren, schnarren, streicheln und zupfen.
With a little help
In dieser Liste könnte man sich bedienen, wenn man den Sound beschreiben müsste, und gleichzeitig überfordert ist... Dass die Bässe dabei manchmal auf dem Boden lagen, auf dem Kopf standen und rock’n’roll-mässig gedreht wurden, das könnte man hier ja auch noch erwähnen.
„Weisst du“, sagte mir der Profi zum Abschluss. „Das war ein sehr eingespieltes Programm. Und du darfst nicht vergessen: Was die gemacht haben, das war wirklich sehr, sehr anspruchsvoll.“ - Gut, dass man fachkundige Freunde hat.
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