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27.09.2014

Schwaller und Schwaller

Schwaller und Schwaller
Sagen Sie mal, Herr Schwaller: Der doppelte Roman. | © Rolf Müller

Heute startet das „generations“-Jazzfestival 2014 in Frauenfeld. Aus aktuellem Anlass führt der künstlerische Leiter Roman Schwaller ein Interview mit Roman Schwaller. Da schauen Journis in die Röhre.

Mit Roman Schwaller sprach Roman Schwaller *

Roman Schwaller, du hast für die Ausgabe 2014 seit langem wieder einmal eine International Festival Big Band zusammengestellt. Ist dieses Konzept nicht schon längst veraltet?

Veraltet im Sinne, dass sich kaum mehr jemand diese Mühe macht, ja. Aber inhaltlich ist es nach wie vor so spannend, wie es schon immer war - vor allem in den 1960er und auch noch in den 1970er Jahren.

Was daran ist denn so spannend?

Nun, das liegt doch auf der Hand. Die nationalen und internationalen Musiker treffen sich erst am generations und zwar am Mittwoch, um die Musik des Bandleaders, diesmal des grossen Belgiers Bert Joris, einzustudieren. Selbstverständlich bekommen sie vorher die Noten, aber sie müssen innerhalb von nur zweieinhalb Tagen einen Bandsound kreieren und dass das meist funktioniert ist nicht nur sehr beeindruckend, sondern auch für alle Musiker extrem inspirierend.

Leader der Festival Big Band: Bert Joris (rechts). (Bild: generations)

Wie kam die Besetzung zustande?

Ich habe in enger Absprache mit Bert Joris die Musiker eingeladen. Es sind insgesamt 17 Musiker, darunter sechs Deutsche, fünf Schweizer, vier Österreicher - eigentlich müsste 3Sat-TV aufnehmen! - ein Holländer und mit Bert Joris ein Belgier.

Zum Teil kennen sich die Herrschaften noch gar nicht, so habe ich etwa mit dem Bassposaunisten Christian Amstätter einen unserer Studierenden an der KONSuni Wien eingeladen. Aber mit Ludwig Nuss an der ersten Posaune ist auch ein Mitglied der WDR Big Band Köln dabei, wie auch zum Beispiel Professor Claus Reichstaller, Vorstand der Abteilung Jazz an der Hochschule für Musik in München, oder Professor Jürgen Neudert, der in Nürnberg wirkt. Joris Roelofs spielt lead alto, einer der ganz grossen europäischen Saxofontalente und mit unserem Doyen Andy Scherrer ist natürlich auch einer der wichtigsten Schweizer Jazzmusiker mit dabei.

Interessant und belustigend gleichzeitig ist für mich auch, dass es sich ergeben hat, dass die Rhythm Section eigentlich diejenige meines Quartetts ist; ein super eingespieltes und inspiriertes Trio; nicht zuletzt deshalb freue ich mich auch schon sehr darauf.

Unser Mann in Frauenfeld

Für thurgaukultur.ch berichtet Jazz-Aficionado Thomas Brütsch vom generations 14. Er war Mitbegründer des Jazzfestivals und im OK der ersten Ausgabe 1998. Als Hobbysaxophonist tourte er mit diversen Bands – mit dem Thurgauer Lyriker Christian Uetz auch international. 2014 hat er ein Luxusproblem: Wohin, wenn man alles sehen will, aber nicht kann? - Seine persönliche Konzertagenda hat Brütsch hier publiziert. (rom)

 

Kannst du noch ein paar Worte zu den anderen Musikern sagen?

Wenn ich darf, gerne (lächelt): Dave Blaser spielt erste Trompete, ein Wunsch von Bert. Dave ist Berner und spielt schon seit einiger Zeit erfolgreich lead im Swiss Jazz Orchestra. Dann haben wir neben dem zweiten Trompeter Claus Reichstaller aus München noch Dani Schenker aus Zürich, der schon öfters bei uns war, zu den wichtigsten Schweizer Trompetern gehört und bereits 1998 in der International Festival Big Band unter der Leitung von Bill Holman gespielt. Daniel Nösig aus Wien war 2012 zusammen mit Jure Pukl mit einem international besetzten Quintett bei uns im Terrasse zu Gast und ist einer der wichtigsten Jazztrompeter unserer alpenländischen Nachbarn. In der Posaunensection spielt noch René Mosele, auch er einer der bedeutendsten Schweizer Jazzorchestermusiker.

Bei den Saxes haben wir noch Reto Suhner und die beiden deutschen Kollegen und sehr guten Freunde Jürgen Seefelder und Thomas Zoller hinzugenommen, da sie bereits am generations mit anderen Bands auftreten (spittin' horns & Munich Saxophone Family) und somit sowieso anwesend sein werden. Jürgen und Thomas sind ebenfalls Professoren und zwar in den Hochschulen von Mannheim und Dresden. Alles in allem eine grossartige Besetzung, die uns allen sehr viel Freude bereiten wird, da bin ich mir ganz sicher!

An der Medienorientierung im August: Roman Schwaller mit Pepe Lienhard, der 2014 im Patronatskomitee engagiert ist. (Bild: Rolf Müller)

Was wird für eine Musik gespielt?

Alles Originalkompositionen von Bert Joris. Wir hatten ihn im Dezember 2012 bei uns in Wien an der KONSuni zu Gast, er hat meine Big Band - das kons.wien.jazzorchestra - geleitet und wir haben eine CD aufgenommen. Mit ihm verbindet mich eine über 30-jährige Freundschaft, nachdem wir uns bei einem European Broadcasting Union-Meeting in Stockholm kennengelernt hatten und an der Rezeption bei der Vorlage unserer Reisepässe feststellten, dass wir am gleichen Tag im gleichen Jahr geboren sind.

Diese Tatsache alleine wäre wohl noch kein Grund für eine Freundschaft, aber über die Jahre hatten wir immer wieder die Gelegenheit zusammenzuarbeiten, wie mit den Bands von Joe Haider-Mel Lewis, dem Wolfgang Haffner Quintet, oder zuletzt bei unserem gemeinsamen 40sten Geburtstag mit Dado Moroni, Isla Eckinger und Jimmy Cobb.

Bert war schon immer ein aussergewöhnlicher Komponist. In seiner Musik widerspiegeln sich seine Vorlieben für den klassischen straight-ahead Jazz ebenso, wie für die moderne europäische Konzertmusik. Dabei sind seine Kompositionen logisch, eingängig, oft bluesig, aber immer tief und teilweise strukturell und rhythmisch sehr komplex angelegt.

Roman Schwaller, ich danke dir für dieses Gespräch.

Es war mir eine Freude, Roman Schwaller.


***

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"Generations" in Frauenfeld, ein Geheimtipp - Journal 21 vom 22.09.2014
Welches Schweizer Niveau? - thurgaukultur.ch vom 26.08.2014
Brütschs Jazz-Agenda - thurgaukultur.ch vom 26.08.2014
generations 2012 im Tagebuch - thurgaukultur.ch vom 4.10.2012
Bekenntnisse zum Jazz - thurgaukultur.ch vom 26.09.2012

***

* Zur Vita von Roman Schwaller hier. Das Interview erschien zuerst auf der Homepage des Jazzfestivals. Alle Informationen zum generations 14 hier:

www.generations.ch

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