Beth Wimmer & The Groove Cats

Wer auch immer seinen Lebensweg vom ländlichen Massachusetts an die warmen Pazifikstrände von Santa Monica und später über St. Moritz aus dem St. Galler Rheintal bis an die Voralpen in Freiburg geführt hat, hat etwas zu erzählen. Ihre bisherigen Musikalben (sechs LPs, eine EP) ähneln inhaltlich eher CEWE-Fotobüchern als Kunstauktionskatalogen. In ihren Liedern beschäftigt sie sich mit dem Leben, wie es auf sie zukommt, und sie scheut sich nicht, den Preis zu benennen, den man manchmal zahlen muss.

Dabei kommen manchmal Überlegungen zu chemischen Reaktionen zum Vorschein. Damit eröffnete sie ihr Set, das auch als Titelsong ihres neuen Albums „Chemical Reaction“ dient. Es folgt extrovertiert das Liebeslied „Better Than You Think“, bevor sie einen Moment in sich hineinhorchte und sich entschlossen ihrer schlechten Seite stellte – „My Bad Side“. Beide Auszüge aus ihrer neuesten Produktion, von der weitere folgten. Mit einer perfekten „Ode an Billy Joe“ hat sie bewiesen, was für eine überaus gute Sängerin sie ist. Bobbie Gentrys rätselhafter, dramatischer Klassiker mit einem Kammerspiel aus dem tiefsten Mississippi ist keine einfache Tarnung.

Nicht zuletzt, weil Bobbie Gentry die Messlatte im Original sehr hoch gelegt hat. Die Kunst dieses Liedes besteht nicht nur darin, die Noten zu treffen, sondern auch den Ton – um die Atmosphäre zu schaffen, insbesondere die am Esstisch der Südstaatenfamilie. Beth Wimmer hat das meisterhaft geschafft.

Auch zwischen den Liedern war ihr Auftritt ein Vergnügen, vor allem, als sie vor einem Lied unvermittelt Mike Bischof fragte, der sie exquisit auf der Gitarre begleitete, im Ton und Akzent eines US-Amerikaners. Hier arbeitender Eishockeytrainer, „Bisch parat?“ (Schweizerdeutsch für „Bist du bereit?“) war er natürlich, wie zuvor und danach, bis zum Ende der Zugabe nach „Pretty Good“, dem letzten der zwölf Lieder in ihrem Set. Eine Einschätzung, die diese Leistung deutlich übertraf.

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