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22.01.2014

Schwulenfilm an der Berlinale - mit Thurgauer Beteiligung!

Schwulenfilm an der Berlinale - mit Thurgauer Beteiligung!
Szene aus dem dokumentarischen Schwulenspielfilm „Der Kreis“. Bild: zVg |

Mit 50‘000 Franken hat der Thurgauer Regierungsrat den dokumentarischen Schweizer Kinofilm „Der Kreis“ unterstützt. Jetzt hat der Film am 10. Februar in Berlin Weltpremiere. Er hat die gleichnamige Schweizer Schwulenorganisation zum Thema, die vom Kradolfer Karl Meier mitbegründet und geleitet wurde.

Produziert wurde der Film von Regisseur Stefan Haupt durch die Contrast Film Zürich, gedreht wurde im Juni 2013 auch in Pfyn. 50‘000 Franken aus dem Lotteriefonds hat der Kanton Thurgau letztes Jahr für die Herstellung springen lassen. Denn für den „Kreis“ spielt ein Thurgauer eine wichtige Rolle. «Der Kreis» hatte sich von 1942 bis 1967 europaweit als einzige Organisation für die Anliegen von homosexuellen Menschen eingesetzt. Der Thurgauer Karl Meier war als wichtigste Figur im Wesentlichen verantwortlich für die Herausgabe der dreisprachigen, internationalen Zeitschrift mit dem gleichen Namen wie die Organisation.

In Sulgen bestattet

Karl Meier - im Film gespielt von Stephan Witschi - stammte aus Kradolf und war Schauspieler, Kabarettist im bekannten Cabaret Cornichon und Radiosprecher. Er zählt zu den wichtigsten Förderern eines eigenständigen schweizerischen Volkstheaters im 20. Jahrhundert und inszenierte 1960 das Festspiel zur 500-jährigen Zugehörigkeit des Kantons Thurgau zur Eidgenossenschaft. 1974 wurde er auf dem Friedhof Sulgen bestattet.

Unsterbliche Männerliebe

Der Thurgauer ist aber nicht die Hauptfigur im Film. Vielmehr geht es um eine Liebesgeschichte. Im Zürich von 1958 verliebt sich der schüchterne Lehrer Ernst Ostertag unsterblich in den Varieté-Künstler Röbi Rapp – und muss sich zwischen bürgerlicher Existenz und Bekenntnis zur Homosexualität entscheiden. Ernst Ostertag wird Mitglied der Schweizer Untergrundorganisation „Der Kreis“ und erlebt Blütezeit und Zerschlagung dieses europaweit einzigartigen Wegbereiters der schwulen Emanzipation.
Der auf wahren Begebenheiten basierende Spielfilm schildert den Kampf zweier ungleicher Männer um ihre Liebe vor dem Hintergrund einer historisch wie politisch interessanten Epoche der Schweizer Geschichte. Ein Drama um Ideale und den Preis ihrer Verwirklichung. Der Kreis entwickelt sich zur Mutter der Schwulen- und Lesbenorganisationen in Europa, muss selber aber nach schweren Polizeirazzien und Repressionen gegen Homosexuellen in der Limmatstadt geschlossen werden. Ernst und Röbi lassen 2003, 50 Jahre später, als erstes homosexuelles Paar der Schweiz offiziell ihre Partnerschaft eintragen.

Bekannte Schauspieler

Im Film spielen bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler mit: die deutsche Charakterdarstellerin Marianne Sägebrecht, James-Bond-Bösewicht Anatole Taubman, Antoine Monot Jr., Marie Leuenberger und Peter Jecklin, die neben den beiden jungen Hauptdarstellern Matthias Hungerbühler und Sven Schelker auftreten. Für die Bildgestaltung des Films war Tobias Dengler, für den Schnitt Christoph Menzi und für Musik, Tonschnitt und Kinomischung waren die Jingle-Jungle Tonstudios verantwortlich. Regisseur Stefan Haupt hat sich mit Filmen wie „Utopia Blues“, „Elisabeth Kübler-Ross“ und „Sagrada“ einen Namen gemacht. Der Verleih Ascot-Elite Entertainment Group bringt den Film im Herbst in die Schweizer Kinos.

Weltpremiere im Sony Center

Dass der Film nun am 10. Februar an der Berlinale in der renommierten Sektion „Panorama“ im Berliner Sony Center Weltpremiere feiert, bedeutet für Mitproduzent Ivan Madeo nebst der frohen Botschaft auch einen Ansturm von Anfragen. 700 Mails und ununterbrochen Telefonate aus Berlin habe er zu bewältigen, sagt er auf Anfrage und entschuldigt sich, für weitere Ausführungen keine Zeit zu haben. (id/pd/ho)

***

Weitere Schweizer Berlinale-Beiträge

Ebenfalls in der Sektion „Panorama“ läuft an der 64. Berlinale die deutsch-österreichisch-schweizerische Koproduktion „Über-Ich und Du“ vom Deutschen Benjamin Heisenberg. Im Forum der Dokumentarfilm „Iranien“ von Mehran Tamadon und in der „Generation Kplus“ der animierte Kurzfilm „Nain géant“ von Fabienne Giezendanner. In der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ sind „Nebel“ von Nicole Vögele und „Neuland“ von Anna Thommen programmiert. (pd)

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