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Nomen est omen – Daniel Models Modelhof nimmt Gestalt an

Nomen est omen – Daniel Models Modelhof nimmt Gestalt an
«Kultur ist die Art des Zusammenlebens der Menschen und die Art des Zusammenwirkens von Politik, Wirtschaft und Kunst». | © Kathrin Zellweger

Im Englischen heisst «model» Vorbild, Leitbild. Der Unternehmer Daniel Model nimmt seinen Namen beim Wort: In Müllheim entsteht ein imposantes Gebäude, worin er mit seinen Gästen Feste feiern, mit Seinesgleichen über Kultur und das Leben nachdenken und den Staat der Zukunft planen wird.

Kathrin Zellweger

Herr Model, Sie haben 2006 den Staat Avalon ausgerufen, Ihre Antwort auf den lavierenden Schweizer Staat. Jetzt ist der Modelhof in Müllheim, ein Kulturzentrum, im Bau. Wenn Sie damit gegen den Thurgauer Kulturbetrieb protestieren, hätten Sie da nicht das Gespräch mit den offiziellen Kulturinstitutionen suchen sollen?

Daniel Model: Der Begriff Kulturzentrum stammt nicht von mir. Die Bezeichnung «Ort der Künste, der Philosophie und der Forschung» passt besser. Der Modelhof ist eine private Angelegenheit. Meine Stube zuhause ist klein, der Modelhof wird meine grosse Stube sein. Oder anders gesagt: Ich werde in Müllheim Hof halten. Ich bin als Privatmann der Schirmherr über das Öffentliche. Das ist neu. – Zur Frage der Kultur: Wir stecken in einer kulturellen Eiszeit, nicht nur im Thurgau. Das hat nichts mit den hiesigen Kulturinstitutionen zu tun, die – fast heldenhaft – versuchen, diese Durststrecke zu überwinden. In welch armseliger Zeit leben wir, in der der Staat auch den Kulturbetrieb subventioniert.

Was verstehen Sie unter Kultur?

Model: Kultur ist die Art des Zusammenlebens der Menschen und die Art des Zusammenwirkens von Politik, Wirtschaft und Kunst. Sie äussert sich auch in der Stellung der Ästhetik und der handwerklichen Künste.

Warum bauen Sie in Müllheim; um Hof zu halten gäbe es doch schönere Orte?

Model: Das hat mit dem Geist der Bildhauerschule zu tun, mit der Verfügbarkeit von Bauland und der ausgezeichneten Verkehrsanbindung.

Das Modell des Neubaus erinnert an die Oper in Dresden oder das Winterthurer Stadthaus, an Architektur aus dem 19. Jahrhundert. Warum bauen Sie als nicht einmal 50-jähriger Mann nicht in der Sprache der heutigen Zeit?

Model: Ich mag das Archaische im Sinne des alles Überdauernden. Ich freue mich an klassischen Massen und am Verbindenden des Runden und Geraden als Kulmination der Form.

In Ihrer Firma werben Sie mit dem Schriftzug «intelligente Verpackungen». Ist der Modelhof auch eine intelligente Verpackung?

Model: Ja, er ist durchaus auch Hülle und Schutz, z. B. der Akademie, die neben der Mal-, Musik- und Theaterschule hier untergebracht sein wird. Dort wird nachgedacht, geforscht und debattiert unter Menschen gleichen Geistes. Der erste Auftrag der Akademie ist, den Staat der Zukunft zu entwerfen und einen Lehrgang für die Kunst des Sozialen zu entwickeln. Mit den Schulen wird erst gestartet, wenn die entsprechenden Bildungsunternehmer, Professoren oder Lehrer bereitstehen.

Der Zutritt zu Avalon, dem Aufenthaltsort von König Artus, war nur Eingeweihten möglich. Werden auch im Modelhof nur Eingeweihte ein und aus gehen?

Model: Tatsächlich eine schöne Vorstellung! Es werden Menschen sein, die selbstständig denken und aus ihrer Mitte agieren.

Und welchen Platz und welche Rolle haben Sie?

Model: Als Unternehmer habe ich das Privileg, im weiten Feld zwischen autoritärem Führen und Freiheit gewährendem Beobachten eine Welt zu schaffen. Diese Haltung fliesst auch in den Modelhof ein.

In einem Interview sagten Sie, dass Sie einer höheren Sache dienen.

Model: Die höhere Sache ist das Unternehmen – dort durfte ich lernen, auch dank vorbildlicher Vorfahren.

***

Daniel Model, 1960, ist promovierter Ökonom HSG, Präsident des Verwaltungsrates und CEO der Model-Group. Das Unternehmen stellt Verpackungen aus Voll- und Wellkarton her. Es produziert in fünf europäischen Ländern und beschäftigt knapp 3000 Mitarbeitende.

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