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von Brigitta Hochuli, 10.05.2011

Kulturstiftung: Bericht 2007 bis 2010

Kulturstiftung: Bericht 2007 bis 2010
Claudia Rüegg und Klaus Hersche, Präsidentin und Beauftragter der Kulturstiftung des Kantons Thurgau im Sitzungszimmerchen der Stiftung in Frauenfeld. | © Brigitta Hochuli

Der fünfte Vierjahresbericht der Kulturstiftung des Kantons Thurgau ist da. Und zeigt, dass der Kanton nicht von gestern ist.

Brigitta Hochuli

Der grüne, 152 Seiten starke Band liest sich wie ein who is who der Thurgauer Kultur-Avantgarde. Spannend, eindrücklich, erfreulich. In ihren begleitenden Texten reflektieren der frühere Stiftungspräsident Humbert Entress, die heutige Präsidentin Claudia Rüegg und der Stiftungsbeauftragte Klaus Hersche Themen wie Auswahlkriterien, Risiken und künstlerische Identität. Lesenswert auf jeden Fall.

Projekte unterstützt die Kulturstiftung mit ihrem jährlichen Budget von 1,1 Millionen Franken (seit 2010) mit Bedacht, die Liste für die letzten vier Jahre ist trotzdem lang:

- Bildende Kunst, 40
- Film/Video 5
- Fotografie 13
- Interdisziplinäre Projekte 15
- Kulturvermittlung 2
- Literatur 32
- Medienkunst 5
- Musik 40
- Theater/Tanz/Performance 33
- Publikationen/Öffentlichkeitsarbeit 9

Der Thurgau liegt nicht im Toggenburg

Übersichtlich wie gewohnt reihen sich im Bericht bebilderte Projektbeschreibungen aneinander und sorgen im Nachhinein mitunter für Überraschungen. Einiges hatte man ja ganz vergessen! Nicht alles hat zudem im Thurgau stattgefunden. Schliesslich soll der Kanton auch gegen aussen wirken - ein Anliegen von Claudia Rüegg und Klaus Hersche, das auch in der von ihnen lancierten „Debatte“ zum Ausdruck kommt. Der Thurgau liege nicht im Toggenburg, muss Hersche immer wieder erklären. Zitate aus den ersten drei Debatten im laufenden Jahr begleiten denn auch die Bilderseiten:

● „Um zu produzieren, braucht es Netze und Strukturen, auch um anschliessend hinausgehen zu können.“ Meint Philipp Wacker, Theaterleiter Phönix, Steckborn

● „Solange die kulturpolitisch Verantwortlichen und weite Teile der Bevölkerung das Klischee vom Thurgau als kullturellem Holzboden übernehmen und akzeptieren, fehlen dem Theater das notwendige Klima, die Risikobereitschaft und die Neugier für die Entwicklung einer herausragenden Theaterlandschaft.“ Meint Uwe Schuran, Theaterschaffender, Frauenfeld

● „Wichtig sind im lockeren kulturellen Netz des Thurgaus Brennpunkte, die als Drehscheiben mit Tentakeln zu ausserregionalen Akteuren nicht nur um ihren eigenen Nabel kreisen.“ Meint Heidi Schöni Steffen, Kunstschaffende, Schmidshof

Rechnung ziemlich aufgegangen

Mit 70‘000 Franken war der Beitrag an die Aufführungen von „Spinnen“ des Freien Theaters Thurgau der höchste. Das Stück hat in Steckborn gerade Premiere. Weiter war an einer kurzen Medieninformation im Stiftungsbüro zu erfahren, dass im Jahr 2010 von 90 Projekteingaben 52 aufgenommen worden sind. Die Bewilligung sei jeweils eine Gratwanderung, sagen Claudia Rüegg und Klaus Hersche. Auf die Ausgaben achte man laufend „ausgesprochen sorgfältig“, die Rechnung sei in den letzten vier Jahren „ziemlich aufgegangen“.

Klaus Hersche interessieren Projekte, die nicht nur den einzelnen Künstler, sondern ein ganzes Umfeld betreffen. Claudia Rüegg möchte Strukturen unterstützen, aber auch Produzenten, deren Veranstaltungen dann wiederum den Kulturschaffenden zugute kommen. Beiden ist es ein grosses Anliegen, dass die Künstler nicht zu kurz kommen. Darauf achten sie bei der Förderung eines Projekts. Und die Stiftung selber? Verdiente sie nicht mehr Imagepflege? Nein, sagt Klaus Hersche. Diskretion sei wichtiger. Die Imagepflege gehöre der Region.

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