von Brigitta Hochuli, 18.11.2010
rebell.tv wechselt in die Form der Unruhe

Der Unternehmer Daniel Model hat sein Investment ins Amriswiler Internet-Fernsehen beendet.
Brigitta Hochuli
„heute nachmittag haben wir eine der letzten VR-sitzungen mit dr. daniel model“, heisst es auf rebell.tv im Blog vom Montag, 15. November. Dass der Weinfelder Unternehmer sein Investment beendet hat, bestätigt eine Nachfrage von thurgaukultur.ch. „Wir haben den Aktienanteil an Stefan M. Seydel und Tina Piazzi verkauft“, sagt Models Assistentin. Model selbst hat bis 2011 keine Zeit für ein Gespräch und beantwortet auch keine E-Mails. Neben den Gründen für das Aussteigen aus der 2007 gegründeten rebell.tv AG hätten auch Antworten zu Fragen zum Stand der Dinge im Staat Avalon in Müllheim interessiert, wo der Bau des Regierungsgebäudes „Modelhof“ im vollen Gang ist.
Nichts mit Avalon zu tun
„Wir haben nichts mit Avalon zu tun“, betont Stefan M. Seydel. Avalon sei geradezu langweilig und unattraktiv. Models Investment sei nach fast fünf Jahren Zusammenarbeit einfach beendet. rebell.tv werde jetzt heruntergefahren und als Form der Unruhe (http://dieformderunruhe.org/) weiter geführt. „Die Form der Unruhe“ war ein 500 Seiten dicker Wälzer von Stefan M. Seydel und seiner Frau Tina Piazzi unter anderem über den „Wechsel vom Buchdruck zum Computer“, dessen Produktion auch von der Kulturstiftung des Kantons Thurgau im Juli 2009 mit 25 000 Franken unterstützt worden war. Ein zweiter Band - „Klein.Dünn.Leicht.Und Billig auch noch.“ - ist dieses Jahr im Junius Verlag in Hamburg erschienen und behandelt dasselbe Thema nicht mehr „symbolisch, sondern beispielhaft“. Darin danken die Autoren ihrem Kurator Philipp Meier vom Cabaret Voltaire in Zürich und ihrem Angel-Investor Daniel Model, ohne dessen „schützende Flügel über unseren modellhaften Denkraum nicht dieses Pflänzchen erwachsen“ wäre.
Neu ohne Blog
Die neuen Webpages der rebell.tv AG nach dem 31.12.2010 nennt Seydel web 3.0-page. „wir versuchen die frage zu beantworten: wie sehen hypertextseiten aus, in einem auf distribution (senden. senden. senden.) reduzierten internet?“ Stichworte zu web 1.0 bis 3.0 seien „technische entwicklung“, „soziale wirkungsentfaltung“ und „wertschöpfungsketten sichern“, schreibt er im Blog. Auf der neuen Seite will er versuchen „ein paar Änderungen zu machen“, sagt er am Telefon. Er werde keinen Blog mehr machen. Das einzige, was er beibehalte, sei Twitter. Damit komme man weiter als zum Beispiel mit Facebook. Befragt nach dem Zweck seiner Internetarbeit und der allfälligen wissenschaftlichen Vergleichbarkeit seiner Kommunikationsforschung reagiert Stefan M. Seydel mit Unverständnis. „Ich mache es, weil ich es mache. Punkt.“
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Vom 19. November bis 11. Dezember ist rebell.tv im Museum Bärengasse in Zürich an der Ausstellung „Dialog gestern heute morgen“ vertreten.
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Früherer Bericht: rebell.tv geht vom Netz

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