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von Brigitta Hochuli, 09.06.2010

Kultur-Förderbeiträge 2010 des Kantons Thurgau übergeben

Kultur-Förderbeiträge 2010 des Kantons Thurgau übergeben
Vom Kulturforum Amriswil aus in die Zukunft blickend: Ute Klein, Tania Kummmer, Daniela Gugg, Olga Titus, Johannes Keller und Ray Hegelbach (v.l.). | © BRIGITTA HOCHULI

Daniela Gugg, Ray Hegelbach, Johannes Keller, Ute Klein, Tania Kummer und Olga Titus erhalten je 25 000 Franken für Weiterbildung und Projekte.

Brigitta Hochuli

Es war am Dienstag ein schöner, gediegener, informativer festlicher Anlass im blumengeschmückten Kulturforum Amriswil. Angefangen mit der Moderation durch Kulturamtchef René Munz, der sich in dieser Funktion zu Unrecht als Nummerngirl bezeichnete. Denn er erwies sich als gewiefter Videofilmer und Interviewer, als es um die Erfahrungsberichte der beiden letztjährigen Preisträger Benjamin Engeli und Oliver Roth ging.

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Stilvoll unter die Haut gingen auch die Jazz-Kompositionen und Improvisationen der Band Humour’s Humidity, angeführt auf der Querflöte von eben diesem Oliver Roth. Am Klavier wirkte Reto Staub, am Bass Martin Wyss und am Schlagzeug Michi Stulz.

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Dann folgte die Ansprache von Regierungsrätin Monika Knill, nachdem sie dem Nummerngirl René Munz zunächst eine später noch zu führende Diskussion über choreografische Notwendigkeiten in Aussicht gestellt hatte. Hunderttausende von Eintritten in kulturelle Veranstaltungen seien in unserem Kanton jährlich zu verzeichnen, betonte sie und fasste damit Umfrageergebnisse des Bundesamtes für Statistik zusammen. Kulturförderung durch die öffentliche Hand sei deshalb allein durch das öffentliche Interesse der Nutzer gewiss legitimiert. Nicht so vorbehaltlos würden hingegen die Förderstipendien akzeptiert. Und so stellte Monika Knill die Kernfrage: «Was ist denn überhaupt Kunst?» Die Antwort überliess die Regierungsrätin Nestroy, Balzac, Kagel, Beethoven und schliesslich den 15 Experten der Fachjury Kulturkommission ihres Departements.

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Den Laudationes für Daniela Gugg, Ray Hegelbach, Johannes Keller, Ute Klein, Tania Kummer und Olga Titus lauschten die Zuhörer gespannt und entsprechend aufmerksam. Schliesslich haben die Künstlerinnen und Künstler ihren Förderbeitrag nicht für leicht Verständliches, sondern für Innovation und Subversion tradierter Kulturwerte verdient. Die Aufmerksamkeit hat sich gelohnt. Katharina Ammann, Ursula Badrutt, Andreas Schweizer, Markus Landert, Elisabeth Tschiemer und Alexander Meszmer gelangen gelungene Annäherungen mit Erkenntnisgewinn.

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> Mit ihrer selbstreflexiven Haltung gegenüber eingeschliffenen Wahrnehmungsmustern und ihren stillen, aber präzisen Versuchsanordnungen zu den Themen Zeit und Akustik mache es Daniela Gugg möglich, dem Ungehörten nachzulauschen und dem Ungesehenen ins Auge zu blicken, sagte Katharina Ammann.

> Nicht zu bremsen sei Ray Hegelbach, sagte Ursula Badrutt. «Freudvoll nimmt er auf die Schippe, was ihn interessiert. Die Heiterkeit bei allen Abgründen ist bildgewaltig und wohltuend. Bessere Wachheit bei jungen Künstlern kann einem Förderbeitrag nicht widerfahren.»

> Als jugendlichen Klang-Forscher und vielfachen Wettbewerbsgewinner würdigte Andreas Schweizer den Cembalisten Johannes Keller. Äusserst anspruchsvoll sei es, den Generalbass direkt ab historischen Handschriften zu improvisieren, gleichzeitig ein Ensemble zu leiten, Partituren sofort in Harmonie, Melodie und Rhythmus umzusetzen, die italienische Sprache zu beherrschen und erst noch mit Sängerinnen und Sängern umgehen zu wissen. Der Förderbeitrag solle helfen, dieses grosse Potenzial weiterzuentwickeln.

> Ute Klein werde in Melbourne ein Fitnessprogramm absolvieren, sagte Markus Landert. In Australien wolle sie sich nach eigenen Worten «auf den Kopf stellen und Farben sammeln». Ute Klein sei eine Malerin, was nur auf den ersten Blick ein Anachronismus sei. Denn: «Wir sind entzückt ob all der Farb- und Formfülle. Wir sind aber ebenso entsetzt, weil sich hier alle Bildreglen und Festigkeiten in Auflösung befinden.»

> Die Schriftstellerin Tanja Kummer arbeitet an ihrem ersten Roman. Unter dem Arbeitstitel «Ein Ton wird heller» habe sie sich zum Ziel gesetzt, Zeitgeschichte festzuhalten und eine durch unsere heutige Gesellschaft geprägte mögliche Lebensgeschichte zu entwerfen. Ein Roman über die Angst solle es werden, das Thema gesichtet «im Hallraum wissenschaftlicher Erkenntnisse». Es sei seit langem ein legitimer Ansatz erzählender Literatur, deren Klangfarben in eigener Erfindungskraft auszuloten, sagte Laudatorin Elisabeth Tschiemer.

> Und schliesslich Olga Titus. Als Tochter eines indischen Vaters begegne sie dem Thema Integration mit Nonchalance und Frische, sagte Alexander Meszmer. Mit einer präzisen Wahl zeitgenössischer Techniken baue sie kleine Universen einer integrativen Kultur. In ihren Installationen, Videos und Objekten nehme sie dem Thema die Schwere und bringe zusammen, was eigentlich nicht zusammen passen dürfte: Bollywood und Schweizer Alpen, Bundeshaus und Taj Mahal. Ihre Werke zeichneten vor allem eines aus: «Sie machen glücklich!»

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