von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 01.02.2017
Lachen bis der Arzt kommt
2002 hat der Lehrer und Kleinkunst-Fan Micky Altdorf das Festival "Kabarett in Kreuzlingen" gegründet. Seither bringt die Reihe regelmässig bekannte Künstler in die Region. Dass das immer wieder aufs Neue gelingt, verblüfft den Macher manchmal sogar selbst ein bisschen.
Von Michael Lünstroth
Alfred Dorfer ist ein genauer Beobachter der Gesellschaft. Manchmal merkt man solche Dinge erst im Rückblick. Vor mehr als fünf Jahren habe ich ein Interview mit dem österreichischen Kabarettisten geführt. Schon damals ahnte er, dass irgendwas falsch läuft in dieser Gesellschaft. Auf die Frage, ob er verzweifelt sei angesichts der diversen Polit-Affären, die damals sein Land erschütterten, antwortete er: "Nein, ich bin niemals verzweifelt. Vor allem, weil ich glaube, dass in dieser offensichtlichen Politikverdrossenheit vielleicht andere Chancen entstehen können. Zum Beispiel dass es wieder Initiativen gibt, die eigentlich von NGOs getragen werden oder von nichtpolitischen Organisationen. Ich glaube tatsächlich daran, dass dieses Konvolut an Misstrauen sich irgendwo in ein Vertrauen für vielleicht bessere Strukturen entlädt." Eine Hoffnung, an die man auch heute noch glauben möchte.
Humorprobe (1): Alfred Dorfer zu Gast bei Giacobbo/Müller
Man darf gespannt sein, welche Botschaft dieser Ausnahme-Komiker in diesem Jahr für sein Publikum hat. Im Mai gastiert er im Rahmen des Festivals "Kabarett in Kreuzlingen" (KIK) zwei Mal im kleinen Kreuzlinger Theater an der Grenze. Er kommt nicht nur mit seinem neuen Programm "und...", sondern auch mit einer weiteren Auszeichnung in der Tasche. Vor gut zwei Wochen erhielt er den Deutschen Kabarett-Preis, eine der renommiertesten Auszeichnungen der Szene.
In der Jurybegründung hiess es dazu: "Seine Themen sind politisch und gehen gleichzeitig weit über die Tagesaktualität hinaus. Der Erzählbogen wird bewusst und präzise weit gespannt. Dorfer präsentiert seine philosophischen Betrachtungen auf der Bühne fast beiläufig und federleicht. Ihre volle Wirkung entwickeln seine Kabarett-Programme oft erst ein wenig zeitversetzt – dann aber umso intensiver." Wer den Wiener jemals live gesehen hat, wird das ohne Probleme unterschreiben können.
Nun ist Dorfer nur einer von weiteren bekannten Namen der Kabarett-Szene, die im Rahmen des KIK-Festivals in Kreuzlingen gastieren werden. Ebenso dabei sind unter anderem Urban Priol, Simon Enzler, Michael Elsener und die wunderbaren Ulan & Bator. Angesichts dieser Promidichte bei dem kleinen Festival fragt man sich schon - wie machen die Veranstalter das? Wie gelingt es immer wieder, solche Hochkaräter zu holen?
Humorprobe (2): Simon Enzler erzählt Appenzeller Witze.
Micky Altdorf muss ein bisschen grinsen, wenn man ihn dies fragt. Er war es, der das Festival 2002 aus der Taufe gehoben hat und seither als künstlerischer Leiter betreut. "Ich hatte damals das Gefühl, das so etwas in der Region komplett fehlt. Und dachte mir, ein bisschen mehr politische Satire und Kabarett kann da nur gut tun", erklärt Altdorf heute.
Für ihn war es immer ein Hobby, dem er in seiner Freizeit nachging. Eigentlich ist Altdorf Lehrer an der Pädagogischen Mauritätsschule (PMS) in Kreuzlingen. Für Mathematik. Einerseits. Andererseits war er schon immer interessiert an der Kleinkunst. Später, von 2007 bis 2012, war er auch Programmleiter (2007 bis 2012) des Theater an der Grenze in Kreuzlingen. Und so kam eins zum anderen, das Festival wurde geboren und wuchs in den Jahren darauf stetig weiter.
Gute Kontakte sind entscheidend in dem Geschäft
Aber zurück zur eigentlichen Frage - wie gelingt es, immer wieder so bekannte Namen hierher zu locken? "Gute Kontakte sind natürlich wichtig. Ohne die wird es schwierig", sagt Micky Altdorf. Grundsätzlich laufe die Planung für ein solches Festival anderthalb bis zwei Jahre im Voraus, erklärt Altdorf. Er beobachtet die Szene aufmerksam und baut sich dann Abend für Abend sein Festival zusammen. Neben den grossen Namen der Branche will er aber auch den Nachwuchs fördern und jenen Künstlern eine Bühne bieten, die kurz vor dem Durchbruch stehen. "Es war mir immer wichtig, da eine ausgewogene Mischung zu bieten, das macht es ja als Festival auch erst richtig interessant", findet Altdorf.
Das letztliche Programm hänge dann auch immer davon ab, was im Angebot ist, wer gerade eine neue Bühnenshow konzipiert hat und wie die einzelnen Abende zusammen passen. Seit ein paar Jahren gibt es auch immer einen Thurgauer Abend im Rahmen des Festivals. In diesem Jahr spielt dort die Band Europa mit ihrem Motto der neuen Leichtigkeit. Auch das zeigt, dass der Programmmacher des KIK auch nach 15 Jahren noch nicht festgefahren ist, sondern immer offen für Neues geblieben ist.
Mal was Neues: Die Band "Europa" kommt mit ihrer Neuen Leichtigkeit zum Thurgauer Abend des KIK-Festivals.
Das Publikum nahm diese Bemühungen oft dankbar auf - und kam zahlreich. In den vergangenen Jahren ist das Geschäft aber auch für Micky Altdorf etwas schwieriger geworden. Kabarett ist längst keine Nische mehr in der Region, andere Veranstalter haben aufgeholt und bringen auch bekannte Fernsehgesichter in ihre Säle. Der KIK-Macher reagiert darauf auf seine Art. "Wir versuchen uns dadurch abzuheben, dass wir zum einen kein beliebiges Programm bieten und zum anderen auch darauf achten, dass wir unsere spezielle geografische Lage im Dreiländereck berücksichtigen. Das heisst, wir versuchen immer Künstler aus der Schweiz, Österreich und Deutschland zu engagieren", sagt Micky Altdorf. Sein Ziel ist es auch, die Verantwortung für das Festival künftig auf mehr Schultern zu verteilen: "Nach 15 Jahren tut eine kleine Blutauffrischung der Veranstaltung sicher ganz gut", meint er.
Das Programm im Überblick
Donnerstag, 9. Februar 2017, Dreispitz: Michael Elsener
Mittwoch, 1. März .2017, Theater an der Grenze: Andreas Rebers
Donnerstag, 2.März 2017, Theater an der Grenze: Michael Krebs
Freitag, 3. März 2017, Theater an der Grenze: Ulan&Bator
Donnerstag, 9. März 2017, Theater an der Grenze: Dani Ziegler
Freitag, 10. März 2017, Theater an der Grenze: Europa (Thurgauer Abend)
Do/Fr 4. und 5. Mai 2017, Theater an der Grenze: Alfred Dorfer
Samstag, 6.Mai 2017, Theater an der Grenze: Simon Enzler
Samstag, 20. Mai 2017, Dreispitz: Urban Priol
Weitere Details zum Programm und den Preisen der einzelnen Veranstaltungen gibt es auf der Internetseite des Festivals www.kik-kreuzlingen.ch Direkt zu den Infos zum Ticketverkauf geht es hier
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