von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 07.10.2016
Standortfrage auf Jahre verschoben
Im August hatten drei Arboner Stadträte beim Regierungsrat für den Standort Arbon für das neue Historische Museum geworben. Die jetzt vorliegende Antwort dürfte sowohl für die Lokalpolitiker als auch die Museumsmacher enttäuschend sein.
Zumindest eines scheint inzwischen klar: Das Historische Museum wird nicht von einem Schloss (Frauenfeld) ins nächste (Arbon) ziehen. In der Antwort auf die Einfache Anfrage der drei Arboner Kantonsräte Andrea Vonlanthen, Jacob Auer und Patrick Hug macht der Regierungsrat deutlich: "Die Standortevaluation 2013 hat ergeben, dass das Schloss Arbon den Kriterienraster für ein künftiges Historisches Museum Thurgau im Vergleich zu anderen Objekten schlecht erfüllt." Bemängelt wird vor allem, dass es im Schloss an grösseren Ausstellungsflächen und Räumen fehlt. Gleichwohl scheint Arbon als Standort nicht ganz aus dem Rennen, denn auch das deutet der Regierungsrat an; die Stadt Arbon hat "neue Unterlagen zu zwei Standortmöglichkeiten in Arbon (Schloss Arbon und Webmaschinenhalle Saurer WerkZwei) eingereicht". Beide sollen nun erneut geprüft werden.
Neben dem Wo kann man aus der Antwort des Regierungsrats auch eine Menge über das Wann eines möglichen Museums-Umzugs heraus lesen. An vielen Punkten wird deutlich, dass man sich Zeit lassen will mit der Entscheidung. So soll nun zunächst nochmal abgeklärt werden, ob es weitere Standortmöglichkeiten im Oberthurgau und in Frauenfeld gibt. Falls ja, sollen diese in eine erneute Bewertungsrunde einbezogen werden. Ebenfalls abgewartet werden soll ein Entschluss zu einer gemeinsamen Museumsstrategie der kantonalen Museen. Diese werde derzeit erarbeitet. Und erst danach werde der Regierungsrat mit einem Beschluss den Auftrag für die nächste Projektetappe erteilen.
Kunstmuseum Ittingen gilt als wichtiger derzeit
Noch deutlicher wird der Regierungsrat am Ende seiner Stellungnahme: "Die neue Standortlösung für das Historische Museum Thurgau hat zweite Priorität. Ein Wechsel kann erst dann ins Auge gefasst werden, wenn eine überzeugende neue Standortlösung gefunden ist. Ein verbindlicher Zeitplan lässt sich deshalb aus heutiger Sicht noch nicht nennen." Wichtigere Museumsprojekte sind demnach derzeit die Sanierung des Kunstmuseums Ittingen und die Prüfung, ob eine Erweiterung des Kunstmuseums möglich ist.
Die Rahmenbedingungen für den neuen Standort des Historischen Museums sollen allerdings bleiben, wie sie schon 2013 definiert wurden. Unter anderem soll es verkehrstechnisch gut erreichbar sein, in der Fläche sollte es 5000 Quadratmeter gross sein, die Betriebskosten sollen im bisherigen Rahmen bleiben und es soll ein Aushängeschild für die Region Ostschweiz werden.
Und - auch das kann man der Antwort des Regierungsrats entnehmen - während sehr viel noch unklar ist, sind die Erwartungen der Politik an ein mögliches neues Haus schon klar definiert. Mindestens 30 000 Besucher soll es im Jahr anlocken.
Grossse Enttäuschung in Arbon
Die Initianten der Anfrage zeigen sich auf Nachfrage von thurgaukultur.ch enttäuscht über die Antwort des Regierungsrats. Patrick Hug, Vizestadtpräsident und CVP-Kantonsrat, schreibt in einer E-Mail: "Die Antwort des Regierungsrates ist sehr unverbindlich ausgefallen. Es gibt keinen verbindlichen Zeitplan und auch keine klaren Fakten zum weiteren Vorgehen. Ich bin enttäuscht, dass das Projekt nun offensichtlich auf die lange Bank geschoben werden soll. Der Regierungsrat zeigt in dieser Frage zu wenig Initiative und Engagement. Es wurde eine Chance verpasst, mit klareren Aussagen die Stadt Arbon und damit die Randregion Oberthurgau touristisch und kulturell zu stärken. Das Schloss Arbon, im Zentrum der historischen Altstadt gelegen, würde sich hervorragend als Standort eignen. Mit gewissen Umbauten und der Nutzung von Synergien mit dem bereits im Schloss untergebrachten Ortsmuseum könnten ideale Platzverhältnisse geschaffen werden."
Ähnlich äussert sich auch der Arboner Kantonsrat Andrea Vonlanthen von der SVP: "Die Antwort des Regierungsrates auf unsern Vorstoss betreffend «Attraktiver Standort für das Historische Museum» ist erstaunlich unverbindlich und schwammig ausgefallen. Wenn das Romanshorner Kornhaus das Anforderungsprofil am besten erfüllt hätte, wünschte man sich doch klarere Auskünfte darüber, warum «die Rahmenbedingungen für die weitere Planung in finanzieller und zeitlicher Hinsicht nicht kompatibel waren». Dass das Schloss Arbon den Kriterienraster im Vergleich zu andern Objekten schlecht erfüllt, ist eine Aussage, die aufgrund des neuen Dossiers der Stadt Arbon kaum mehr zutrifft. Die verlangte Raumgrösse wäre im Schloss Arbon relativ problemlos machbar. Immerhin waren einst im Schloss Arbon Maschinenhallen für die Seidenbandweberei und später für Produktionsteilelager von Saurer untergebracht. Unseres Erachtens erfüllt das Schloss Arbon die Anforderungen geradezu beispielhaft. Dies nicht zuletzt durch die örtliche Einbettung in eine historische Altstadt, die eine Förderung durch die Stadt Arbon und durch den Kanton unbedingt verdient. Höchst erstaunlich sind auch die unverbindlichen Angaben bezüglich Zeitplan und Dringlichkeit der Planung eines neuen Standorts. Nachdem seit Jahren nach einem neuen, geeigneteren Standort gerufen wird, bagatellisiert der Regierungsrat diesen Aspekt geradezu. Oder liegt ihm daran, doch unbedingt am Standort Frauenfeld festzuhalten? Die vorliegende Antwort lässt jedenfalls den Eindruck aufkommen, das zuständige Departement sei punkto Historischem Museum nicht ausgesprochen zielstrebig und auch nicht speziell auskunftsfreudig am Werk. Über die Gründe dazu lässt sich nur mutmassen."
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