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von Daniel Badraun, 25.06.2015

Krimiland Thurgau (2/3)

Krimiland Thurgau (2/3)
Eine Stimmung wie geschaffen für dunkle Geschäfte: Wellhausen 2014. | © Sascha Erni

Das Buchmanuskript ist fertig, nun muss ein Verlag gefunden werden. Nicht ganz einfach. Im zweiten Teil seiner Analyse zum "Krimiland" Thurgau schildert Daniel Badraun, wie Autorinnen und Autoren damit umgehen.

Text: Daniel Badraun
Bilder: Sascha Erni

Was macht die Thurgauerin, der Thurgauer, wenn sie oder er einen Krimi geschrieben hat und diesen herausgeben will? Sie schicken ihre Manuskripte voller Hoffnung in die Welt hinaus und machen wie viele andere Autorinnen und Autoren die Erfahrung, dass sie bei renommierten Verlagen oft sehr lange auf die meist negative Antwort warten müssen. Ohne Beziehungen geht fast gar nichts.

Der ehemalige Polizist Hermann Merz, alias Joel Dominique Sante (Mesan Verlag), und der pensionierte Kantonsschullehrer Jürg Bleiker (Gorio Verlag) haben daher einen eigenen Verlag gegründet. Der Nachteil dieses Vorgehens ist, dass man selber fürs Lektorat, die Aufmachung, den Druck und den Vertrieb zuständig ist und einiges dafür bezahlen muss. Ein Fulltime-Job, der wenig einbringt.

Andere Autoren wie der Kantonsschullehrer Hans Peter Niederhäuser oder der Alt-Chefermittler Hans Peter Amherd und Alt-Staatsanwalt Charles Maurer veröffentlichen ihre Bücher in Kleinverlagen oder als Book on Demand. Das generelle Problem besteht auch hier: Buchhandlungsketten wie Weltbild, Orell Fuessli oder Thalia kaufen nur bei grösseren Verlagen ein, so fehlen die Bücher der oben erwähnten Autoren weitgehend in den Regalen und werden höchstens in lokalen Buchhandlungen als Einzelexemplare geführt.

Über die Grenzen ins Zentrum

Das Autorenduo Roswitha (70) und Jacques Kuhn (96) siedelt seine Krimis mit dem sympathischen Dorfpolizisten Noldi Oberholzer im benachbarten Tösstal an. In „Hasensterben“, Gmeiner 2015, dem zweiten Band der Reihe, tragen die beiden Krimi-Oldies das Verbrechen hinüber in den Kanton Thurgau. In der Badi Bichelsee verschwindet ein Mädchen und der Bademeister steckt tot im Kamin.

Dreiteilige Serie Krimiland Thurgau

Daniel Badraun, selber Autor, beschreibt in einer dreiteiligen Serie, wie der Kanton Thurgau in der Kriminalliteratur Niederschlag findet und welche Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem Thurgau aktiv sind. Teil eins hier, der dritte Teil folgt am 27. Juni. (rom)


Der Konstanzer Krimiautor Matthias Moor überschreitet mit seinen Krimis gerne die Grenze. „Ich habe in meinen beiden Krimis („Finstersee“ und „Flammensee“, beide Emons-Verlag) auch Schauplätze in der Schweiz ausgewählt, zum Beispiel Neuhausen am Rheinfall oder Zürich. Ich überlege mir weniger, in welchem Land die Geschichte spielt, mir geht es mehr um die Orte. Für den nächsten Krimi kreierte ich eine Figur mit einer deutschen Mutter und einem Schweizer Vater, diese sollte in einem Schloss wohnen. Da kam mir sofort der Untersee bei Ermatingen in den Sinn.“ Auf diesen Krimi mit Thurgauer Bezug darf man gespannt sein.

Gesellschaftsthemen mit Spannung

Die Geschichten der Weinfelder Autorin Sanela Egli sind mitten im Kanton angesiedelt. Sie schreibt Krimis, weil sie die Polizeiarbeit schon immer gefesselt hat und sie gesellschaftlich Themen gerne mit Spannung vermischt. Egli ist eine leidenschaftliche Schreiberin, Papier und Stift sind ihre ständigen Begleiter Sobald ihr etwas in den Sinn kommt, wird dies notiert, immer wieder setzt sie sich hin, nimmt den Block zur Hand und schreibt eine Szene oder eine Ortsbeschreibung auf.

Frauenfeld, 2011.

Frauenfeld, 2011.


Wenn sie am Abend Zeit hat, startet sie den Computer, trägt die Notizen zusammen und arbeitet weiter an ihrem Krimi. „Ich schreibe jeden Tag mehrere Stunden, ich muss das einfach tun. Mein Ziel ist es, in einem grösseren Verlag Fuss fassen zu können.“

"So könnte es gewesen sein"

Bei ihren Geschichten ist ihr Authentizität sehr wichtig. Darum liess sie sich von Mediensprecher Matthias Graf durch das Polizeikommando Thurgau führen. „Der Kriminaltechnische Dienst interessiert mich sehr. Ich möchte genau wissen, wie Spuren gesichert werden, wie der Ablauf am Tatort ist. Auch die Verhörtechnik ist ein spannendes Thema.“ Das Ziel der Autorin ist es, ihr Buch so gut zu schreiben, dass auch Polizisten sagen: „So könnte es gewesen sein.“

Der Autor

Daniel Badraun, 1960 in Samedan im Engadin geboren, lebt seit 26 Jahren in Schlattingen bei Diessenhofen. Er arbeitet als Lehrer und Autor. Im Auftrag des Amtes für Volksschule schreibt er Texte für das Leseförderprojekt www.geschichtendock.ch. Krimis: Rheinfall, Limmat Verlag 2009, Hundsvieh, Gmeiner Verlag 2013, Muschelgaul, Gmeiner Verlag 2015, Schwarzeis, Emons Verlag, 2015. Ausserdem: Willkommen im Engadin, ein Reise-Lesebuch, Gmeiner Verlag 2013, Gelegenheit macht Diebe, ein Krimispiel, Gmeiner Verlag 2015. Die neueren Krimis von Badraun spielen alle im Engadin. Badraun liest am 25. Juni um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Bodan in Kreuzlingen: Anmeldung hier.

 

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Bisher erschienen:

Krimiland Thurgau, Teil eins - thurgaukultur.ch vom 23.06.2015

 

www.badrauntexte.ch

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