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von Brigitta Hochuli, 17.04.2015

„Unser Thurgau“ - die Rosinen

„Unser Thurgau“ - die Rosinen
Der Ausschnitt des Umschlagbilds von „Unser Thurgau 2015“ zeigt das Tannzapfenland bei Fischingen. | © Stefan Somogyi, Amlikon-Bissegg

Das 11. Jahrbuch „Unser Thurgau“ aus dem Verlag Inside Marketing bringt auf 118 Seiten ansprechend bebildert bekannten und unbekannten Lesestoff in acht Rubriken von Politik bis Sport. Wir picken einige kulturelle Rosinen.

Brigitta Hochuli

Zu den Alleinstellungsmerkmalen des Kantons Thurgau zählt Regierungspräsident Claudius Graf-Schelling in der Einleitung des Jahrbuchs 2015 „Unser Thurgau“ die Verlässlichkeit bei der Lösung von Problemen. Als Beispiel nennt er die Leistungsüberprüfung (Lüp), mit der 40 Millionen Franken eingespart werden sollen. Bei dieser Übung hat die Kultur im Grossen und Ganzen noch einigermassen Glück gehabt.

Ob ihr Graf-Schelling ein Fürsprecher war? Jedenfalls entpuppt er sich kurz vor Ende seiner Regierungslaufbahn als vielseitig kulturaffin. In der vorliegenden Broschüre nennt er im Interview Lesen seine „grosse Leidenschaft“. Auf seinem Lesetisch befinden sich neben Sachbüchern bevorzugt belletristische Werke. Das Spektrum reicht von Gottfried Keller bis zum Essayisten Karl-Markus Gauss. Aufgefallen ist der Literaturliebhaber übrigens auch in der Verwaltungspersonalzeitschrift „Leuetatze“. Da bezeichnet er sein Hobby des Sammelns von Postkarten als möglicherweise „schräg“. Damit ist Graf-Schelling aber in bester Gesellschaft. Im Thurgauer Staatsarchiv erheben sich bedeutende Berge davon.

Denkmalpflege mit von der Partie

In „Unser Thurgau“ bilden auch Baureportagen einen Schwerpunkt. Kulturell interesssant sind jene über das Klostergut Paradies in Schlatt oder über das Museum Rosenegg in Kreuzlingen. Im Klostergut wurde ein Dach mit 90‘000 Biberschwanzziegeln neu eingedeckt. Mit von der Partie war die kantonale Denkmalpflege, die auch in Kreuzlingen von Anfang an dabei war. Albert Knöpfli, Denkmalpfleger von 1945 bis 1974, soll die Rosenegg „eines der schönsten Bürgerhäuser der Ostschweiz“ genannt haben. Heute ist es noch weit mehr als das! Eines der Alleinstellungsmerkmale hier: „Synergiebildungen, auch grenzüberschreitende, zwischen den vorhandenen Bildungs- und Kulturinstitutionen“, schreibt Architekt Markus Amstutz.

Von einem weiteren Bauvorhaben schreibt der Amtsleiter der kantonalen Denkmalpflege, Ruedi Elser. Verdienstvoll fasst er die Geschichte des Freisitz Tägerschen bis heute übersichtlich zusammen. 2013 hat die Denkmalstiftung Thurgau die Liegenschaft gekauft, nun ist die Renovation im Gang.

Erfolgs-Geschichte(n)

Geschichtliches kann auch für Kinder prickelnd sein. Besonders prickelnd dann, wenn es im Historischen Museum Thurgau im (gruseligen) Schloss Frauenfeld dargeboten wird. Wie Kinderaugen aber auch in anderen kantonalen Museen leuchten können, beschreibt in einem Bildbericht die Kulturvermittlerin Melanie Hunziker. Das partizipative Angebot Museum für Kinder gibt es zwar schon seit 15 Jahren. Heute ist es aber immer wieder ausgebucht und muss mit Zusatzveranstaltungen ergänzt werden. Es ist „zu einer wertvollen, nicht mehr wegzudenkenden Kulturinitiative des Kantons“ geworden!

Ob Fussball oder Puppen mit Kultur zu tun haben, kommt natürlich auf die Optik an. Wenn, wie im Fall des Fussballspielens in Weinfelden, der Fokus auf dem Jahr 1884 (!) liegt, oder wie im Fall des Puppen- und Bärenklinikums des Weinfelder Ehepaars Zeljka und Bruno Hostettler, auf der Liebe zum historischen Detail - ja, dann haben sie sehr viel mit Kultur zu tun! Das Ehepaar Hostettler wird vom Restaurieren alter Figuren und Spielsachen nicht reich. Aber, sagen sie, es könne einem „eine absolute Befriedigung geben, eine Art Erfüllung und persönliches Glück“.

Fraglos Kunst

Definitiv Hochkultur ist trotz ihres vermeintlich spielerischen Inhalts die derzeitige Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau. Doch Direktor Markus Landert bringt uns in „Unser Thurgau“ nicht nur „Das Universum des André Robillard“ (bis 12. August) nahe. Noch immer brennt auch der Himmel am Horizont (bis 30. August). Zu beiden Ausstellungen sei ein Positionsbezug des Publikums gefragt. Der Künstler Robillard hat es vorgemacht. In dessen fiktivem Waffenschrank finde sich ein „wahrhaft internationales Arsenal des Schreckens“ - durch seine Machart ins Lächerliche gezogen: „Diskussionen erwünscht“.

Fraglos eine Kunst sind die 3D-Animationen der Brüder Michael und Samuel Scherrer in Berg. Jetzt wollen sie in ihrem Pixcube Animation Studio sogar den Markt für App-Spiele aufmischen, schreibt Urs Tiefenauer. Den Antrieb dazu liefere „das Gefühl für den Zeitgeist, die kreativen Inputs der eigenen Game-Freaks und dazu der Kitzel der neuen Herausforderung, vergleichbar mit der Goldgräberstimmung im 19. Jahrhundert“.

Auf dem Land wie in der Stadt

Nicht fehlen soll am Ende des Kulturrosinenpickens in „Unserem Thurgau“ der Kulturpreis als Perle des Kantons. 2014 ging er - verdient! - ans Cinema Luna in Frauenfeld. Aber auch die weiteren drei Kinos im Thurgau werden mit einem kleinen Porträt vorgestellt: Das junge Roxy in Romanshorn, das Liberty Cinema in Weinfelden und das Schlosskino Frauenfeld. Sie alle tragen dazu bei, dass man sich - hat man denn das Bedürfnis - auf dem Land wie in der Stadt fühlen kann!

 

Informationen zum Jahrbuch

Daniel Labhart, Harald Fessler (Hrsg.): „Unser Thurgau 2015 – Das Jahrbuch über den Kanton“. 120 Seiten, 18 Franken.

 

Bestelladresse: Inside Marketing GmbH, Weinfelderstrasse 77, 9543 St. Margarethen. Telefon 052 366 21 41, oder im Internet auf unserthurgau.ch.

 

Erhältlich ist „Unser Thurgau“ auch in Buchhandlungen. Zudem liegt es in allen Filialen der Thurgauer Kantonalbank, zahlreichen Gemeindeverwaltungen, Arztpraxen und Geschäften auf, wo der Bestelltalon hinten im Buch herausgetrennt werden kann. Beim Verlag sind auch noch letzte Exemplare der bisher erschienenen Ausgaben seit 2005 zu haben.

 

Ein namhafter Betrag aus dem Bucherlös geht dieses Jahr an die Stiftung Zukunft Thurgau, der im Jahrbuch auch ein Artikel gewidmet ist.

 

 

 

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